110. Internationale Arbeitskonferenz

Internationale Arbeitskonferenz schließt mit bemerkenswerten Erfolgen ab

Mit den Diskussionen und Entscheidungen in den Bereichen Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, Ausbildung und Arbeitsnormen hat die 110. Internationale Arbeitskonferenz Geschichte geschrieben.

Pressemitteilung | 13. Juni 2022
©ILO
GENF (ILO-News) - Die 110. Internationale Arbeitskonferenz (IAK) ist mit "bemerkenswerten Errungenschaften" zu Ende gegangen, so der Generaldirektor der ILO, Guy Ryder.

Guy Ryder beschrieb diese IAK als "wichtig, harmonisch und produktiv" und hob die getroffene Entscheidung hervor, "eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung in den Status eines grundlegenden Prinzips und Rechts bei der Arbeit zu erheben" – mit dieser wegweisenden Entscheidung hat die ILO "Geschichte" geschrieben.

In seiner Rede auf der abschließenden Plenarsitzung lobte der Generaldirektor auch die Arbeit des Ausschusses für die Anwendung der Normen. Er stellte mit Besorgnis fest, dass "ich während dieser Konferenz alarmierende, ja sogar erschütternde Berichte über die Situation von Menschen erhalten habe, deren Leben, Lebensunterhalt und Freiheit auf dem Spiel stehen, und es ist [...] der Normenausschuss, der uns in die Lage versetzt, ihnen zu Hilfe zu kommen".

Guy Ryder verwies auf wichtige Fortschritte im Hinblick auf eine Empfehlung für einen Rahmen für hochwertige Ausbildungssysteme sowie auf die wichtigen Diskussionen über die Beschäftigungspolitik, die Sozial- und Solidarwirtschaft und die Arbeit in den am wenigsten entwickelten Ländern. Es war die letzte IAK unter Generaldirektor Ryder, der die Position des ILO-Generaldirektors im September nach 10 Jahren verlassen wird. Der designierte Generaldirektor der ILO ist Gilbert Houngbo aus Togo, der sein Amt am 1. Oktober 2022 übernimmt.

Dies war die erste IAK seit 2019, an der die Delegierten aufgrund der COVID-19-Pandemie wieder persönlich teilnehmen konnten. Der Generaldirektor erklärte, dass der reibungslose Ablauf der Konferenz zumindest teilweise auf "ein Gefühl der kollektiven Verantwortung" zurückzuführen sei.

Auf der letzten Plenarsitzung der Konferenz wurden die Schlussfolgerungen des dreigliedrigen Normenausschusses der ILO im Zusammenhang mit der Ausarbeitung einer neuen ILO-Empfehlung über qualitativ hochwertige Lehrstellen angenommen, die Leitlinien für die Förderung von Ausbildungen und einen angemessenen Schutz von Auszubildenden bieten soll. Zu den Schlussfolgerungen des Ausschusses gehören eine Definition der Ausbildung, ein Regelungsrahmen sowie Fragen der Gleichstellung und Vielfalt. Eine zweite Diskussion über die Festlegung eines Standards in dem Bereich wird auf der IAK 2023 stattfinden.

Auf der abschließenden Plenarsitzung der ILO wurde auch der Bericht des Ausschusses für die Anwendung von Normen (CAS) angenommen, der ein zentrales Aufsichtsgremium des Normensystems der ILO ist. Der CAS untersuchte 22 einzelne Länderfälle im Zusammenhang mit der Einhaltung der ILO-Übereinkommen und befasste sich mit einem Bericht des Sachverständigenausschusses für die Durchführung der Übereinkommen und Empfehlungen über die Gewährleistung menschenwürdiger Arbeit für Pflegepersonal und Hausangestellte, den Hauptakteuren der Pflegewirtschaft.

Ein weiterer Ausschuss untersuchte das strategische Ziel der Beschäftigung als Teil der Folgemaßnahmen zur ILO-Erklärung über soziale Gerechtigkeit für eine faire Globalisierung. Die daraus resultierenden Schlussfolgerungen und die Entschließung enthalten Leitlinien für die Entwicklung kohärenter, umfassender und integrierter Beschäftigungspolitiken und menschenwürdiger Arbeitsmöglichkeiten, die den Aufschwung und einen integrativen Strukturwandel unterstützen. Der Ausschuss forderte die ILO auf, eine führende Rolle bei der Förderung der Beschäftigung zu spielen, unter anderem durch den Global Accelerator der Vereinten Nationen zu Arbeitsplätzen und Sozialschutz für gerechte Übergänge in eine klimaneutrale Arbeitswelt.

Am 10. Juni nahmen die Delegierten eine Entschließung an, mit der die bestehenden vier grundlegenden Prinzipien und Rechte bei der Arbeit (Fundamental Principles and Rights at Work - FPRW) um eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung ergänzt werden. Die FPRW sind Teil der ILO-Erklärung von 1998 über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit. Das Besondere: Alle ILO-Mitgliedstaaten verpflichten sich, diese Prinzipien und Rechte zu achten und zu fördern, unabhängig davon, ob sie die entsprechenden Übereinkommen ratifiziert haben oder nicht.

Das Plenum der Konferenz billigte acht Änderungen des Seearbeitsübereinkommens von 2006 (MLC, 2006) und nahm den Bericht des Ausschusses für menschenwürdige Arbeit und die Sozial- und Solidarwirtschaft an.

Mehr als 4.000 Delegierte, die Regierungen, Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen aus 187 ILO-Mitgliedstaaten vertraten, nahmen an der 110. IAK teil, die manchmal auch als Weltparlament der Arbeit bezeichnet wird. Die IAK fand in einem hybriden Format zwischen dem 27. Mai und dem 11. Juni statt, wobei der persönliche Teil in Genf, Schweiz, abgehalten wurde.

Die 111. Tagung der IAK ist für den 5. bis 16. Juni 2023 geplant.