Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz 2019

Chancen nutzen, Risiken minimieren: Neuer ILO Report zu Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz

Zum Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz am 28. April veröffentlicht die ILO einen neuen Bericht, der bisherige Etappensiege in der hundertjährigen Geschichte der ILO aufzeigt und neue Herausforderungen zur Gestaltung einer besseren Arbeitswelt benennt.

Nachricht | 26. April 2019

Genf (ILO-News) – Neue Erfordernisse beim gesundheitlichen Schutz von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen entstehen durch Veränderungen in der Arbeitspraxis sowie durch technologische, demografische und ökologische Umbrüche, so der aktuelle ILO-Bericht.

Wachsende Herausforderungen betreffen psychosoziale Risiken am Arbeitsplatz, wie arbeitsbedingter Stress sowie nicht übertragbare Krankheiten in Form von Kreislauf- und Atemwegserkrankungen oder Berufskrebs.

Mit dem Bericht „Safety and Health at the Heart of Future of Work: Building on 100 years of experience“, veröffentlicht zum Welttag für Sicherheit und Gesundheit am 28. April, zieht die ILO in ihrem 100. Gründungsjahr zum einen Bilanz über bisherige Errungenschaften beim Arbeitsschutz. Zum anderen werden neue Herausforderungen in der Arbeitswelt der Zukunft eingehend beleuchtet.

Derzeit erleiden jährlich mehr als 374 Millionen Menschen Arbeitsunfälle oder sind von Berufskrankheiten betroffen. Nach Schätzungen gehen fast vier Prozent des globalen Bruttosozialprodukts – in einigen Ländern sogar mehr als sechs Prozent – durch Fehltage wegen mangelnder Arbeitssicherheit verloren.

„Neben wirksamer Prävention bekannter Risiken, die weiter notwendig ist, sehen wir grundlegenden Veränderungen in der Welt der Arbeit entgegen. Wir benötigen neue Arbeitsschutz und Arbeitssicherheits-Strukturen, die die neuen Erfordernisse widerspiegeln, neben einer umfassenden Präventionskultur, die Verantwortung schafft und aufteilt“, sagte Manal Azzi, ILO-Spezialistin für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit.

Neben den ökonomischen Kosten müssen wir das unermessliche menschliche Leid anerkennen, verursacht durch arbeitsbedingte Unfälle, Krankheiten und Tod. Dies ist umso tragischer, als die meisten Fälle vermeidbar sind."

Manal Azzi, ILO Technical Specialist on Occupational Safety and Health
Der Bericht unterstreicht vier transformative Herausforderungen, die Veränderungen in der Arbeitswelt der Zukunft beeinflussen, die aber auch Chancen und Verbesserungen bieten können:

  • Zunächst haben Technologien wie Digitalisierung, Robotik und Nanotechnologie psychosoziale Auswirkungen, die neue Materialien mit noch nicht untersuchten Gesundheitsrisiken mit sich bringen. Werden neue Technologien korrekt eingesetzt, können sie aber auch dabei helfen, gefährliche Expositionen zu mindern und bei Weiterbildung und Arbeitsinspektion unterstützen.
  • Demographischer Wandel ist ein Faktor, da junge Arbeitnehmer einem signifikant höheren Risiko für Berufsunfälle ausgesetzt sind. Ältere Arbeitnehmer benötigen hingegen zusätzliche Unterstützung und Ausrüstung, um sicher zu arbeiten. Frauen unterliegen einem höheren Risiko von Erkrankungen des Bewegungsapparates. Für sie Frauen braucht es maßgeschneiderte Arbeitsmodelle.
  • Durch die Industrialisierung und den Klimawandel steigen die Risiken für Luftverschmutzung, Hitzestress oder neu auftretende Krankheiten. Durch den ökologischen Wandel verursachte Veränderungen können Arbeitsplätze kosten. Andererseits entstehen neue Arbeitsplätze in der Green Economy.
  • Veränderungen in der Arbeitsorganisation erlauben höhere Flexibilität, die es mehr Menschen ermöglicht, erwerbstätig zu sein. Gleichzeit erhöht sich das Risiko psychosozialer Belastungen (Unsicherheit, geringe Erholungszeiten, wenig Privatsphäre oder unzureichender Arbeits- und Sozialschutz) und überlanger Arbeitszeiten. Bereits heute leisten fast 36 Prozent der global Erwerbstätigen übermäßige Überstunden (mehr als 48 Stunden wöchentlich).

© Paul Hennessy/NurPhoto

Angesichts dieser Herausforderungen benennt der ILO-Bericht sechs konkrete Bereiche, auf die sich politische Entscheidungssträger und andere Interessenvertretungen konzentrieren sollten. Dies umfasst mehr Aufmerksamkeit für abschätzbare Risiken, multidisziplinäre Ansätze und den Aufbau eines starken Netzwerkes in der öffentlichen Gesundheitsfürsorge. Auch gezielte Aufklärungsarbeit über potentielle Arbeitsrisiken ist dabei notwendig. Internationale Arbeitsstandards und nationale Gesetzgebungen zum Arbeitsschutz müssen gestärkt werden. Hierfür bedarf es einer guten Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Gewerkschaften und Arbeitgebern.

Der größte Anteil arbeitsbedingter Todesfälle - 86 Prozent – ist durch vorausgegangene Berufskrankheiten verursacht.

Die häufigste Todesursache sind Kreislaufkrankheiten (31 Prozent), Berufskrebs (26 Prozent) und Atemwegserkrankungen (17 Prozent).

„Neben den ökonomischen Kosten müssen wir das unermessliche menschliche Leid anerkennen, verursacht durch arbeitsbedingte Unfälle und Krankheiten und Tod, dies ist umso tragischer, als die meisten Fälle vermeidbar sind“, sagte Azzi. „Besondere Beachtung sollte auch den Empfehlungen der Globalen Kommission zur Zukunft der Arbeit der ILO beigemessen werden, die besagen, dass Arbeitssicherheit und Gesundheit grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit sind“.

Zusammenfassung des Berichts „Safety and Health at Heart of the Future of Work: Building on 100 years of experience".