100 Jahre Internationale Arbeitsorganisation

Zukunft schaffen mit sozialer Gerechtigkeit und menschenwürdiger Arbeit

Festveranstaltung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin

Nachricht | 12. März 2019
Unter dem Titel „Zukunft schaffen durch soziale Gerechtigkeit und menschenwürdige Arbeit“ feiert das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gemeinsam mit seinen Partnern, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, dem Deutschen Gewerkschaftsbund sowie der Internationalen Arbeitsorganisation das 100-jährige Bestehen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Die ILO ist damit die älteste Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigt dieses Jubiläum im Rahmen eines Festaktes in Berlin.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil: „Die ILO hat in den vergangenen 100 Jahren mit 189 Übereinkommen und 205 Empfehlungen eine Art internationales Arbeits- und Sozialgesetzbuch geschaffen, dessen weltweite Umsetzung vor dem Hintergrund von Globalisierung und Digitalisierung immer wichtiger wird. Nur wenn es gelingt, internationale Arbeitsnormen in allen 187 Mitgliedstaaten der ILO durchzusetzen, werden wir menschenwürdige Arbeit für alle Menschen weltweit gewährleisten und soziale Ungleichheiten in der Welt überwinden können. Ich setze mich deshalb besonders dafür ein, die ILO im multilateralen System weiter zu stärken. Insbesondere junge Menschen weltweit brauchen Sicherheit und Vertrauen in die Zukunft der Arbeit.“

Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB): „Arbeit ist weder eine Ware noch ein Roboter. In Zeiten großer Umbrüche in der Arbeitswelt und einer allgemeinen globalen Verunsicherung, die das multilaterale System bröckeln lässt, brauchen Gewerkschaften eine starke ILO, die dieses Versprechen einzulösen vermag. Die ILO muss auf der globalen Bühne das politische Gewicht erhalten, das sie in die Lage versetzt, den entstandenen ökonomischen und sozialen Ungleichheiten wirksam entgegenzutreten.“

Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA):
„Die ILO ist die bedeutendste Institution auf dem Gebiet der Internationalen Sozialpolitik. Die Vertretung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in den Organen der ILO ist Ausdruck einer gelebten Sozialpartnerschaft und stärkt ihre Bedeutung auf internationaler Ebene. Dieser gemeinsame soziale Dialog muss in Zeiten von zunehmendem Protektionismus gestärkt und auf zukünftige Herausforderungen wie die Digitalisierung neu ausgerichtet werden, um offene Märkte mit fairem Wettbewerb, Stabilität und sozialen Frieden in der Welt zu sichern.“

Guy Ryder, Generaldirektor der ILO: „Die ILO blickt auf eine bemerkenswerte 100-jährige Erfolgsgeschichte zurück, getragen von der gemeinsamen Entschlossenheit von Regierungen, Arbeitnehmern und Arbeitgebern, soziale Gerechtigkeit voranzutreiben und die Welt gerechter, sicherer, und wohlhabender zu machen. Heute führen rasante technologische, demografische, ökologische, soziale und ökonomische Veränderungen zu grundlegenden Transformationen in der Arbeitswelt. Die Chancen sind jedoch ungleich verteilt. Das Vertrauen in Organisationen und öffentliche Politik muss gestärkt werden. Die gemeinsame Festveranstaltung hier in Deutschland zeigt dies beispielhaft. Wir müssen die Erwartungen, Hoffnungen und Ängste der Menschen, besonders der jungen Generation anerkennen und vorausschauend eine am Menschen orientierte Agenda für die Zukunft der Arbeit entwickeln. Die ILO hat das Mandat, im multilateralen Kontext soziale Gerechtigkeit voranzubringen. Wir sind gut aufgestellt, um neue Perspektiven für eine bessere Zukunft mit menschenwürdiger Arbeit für künftige Generationen zu schaffen.“

Im Rahmen der Internationalen Arbeitskonferenz im Juni 2019 in Genf wird das ILO-Jubiläum mit Regierungen und Sozialpartnern aus aller Welt international begangen mit dem Ziel, sich auf die Arbeitswelt der Zukunft vorzubreiten und national wie international die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Die Bundesregierung setzt sich in diesem Zusammenhang für eine Abschlusserklärung bei der Internationalen Arbeitskonferenz ein.

Die nationale Festveranstaltung in Deutschland ist der Auftakt zahlreicher nationaler Jubiläumsveranstaltungen in einer Vielzahl von Mitgliedsländern. Die Bundesregierung unterstreicht damit gemeinsam mit den Sozialpartnern die Bedeutung der ILO für eine Bewältigung des technologischen Wandels in der Arbeitswelt, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht.

Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nehmen hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft an der Veranstaltung teil. Mit einem Zukunftsdialog zwischen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, dem Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Ingo Kramer, dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann, sowie dem ILO-Generaldirektor Guy Ryder und jungen Menschen werden die Perspektiven und Positionen der jungen Generation zur Arbeit der Zukunft gezielt in den Fokus genommen.

Die Internationale Arbeitsorganisation (Hintergrund)
  • Sonderorganisation der Vereinten Nationen (187 Mitgliedstaaten)
  • 1919 im Zuge der Versailler Friedensverträge gegründet (UN Gründung 1945)
  • Leitidee: „Der Weltfriede kann auf Dauer nur auf sozialer Gerechtigkeit aufgebaut werden“
  • Ziel: „Förderung sozialer Gerechtigkeit durch menschenwürdige Arbeit“
  • Verantwortlich im UN System für Internationale Arbeits- und Sozialstandards
  • Einzige dreigliedrige UN-Organisation: Vertreter von Regierungen, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden entwickeln gemeinsam Arbeits- und Sozialstandards (Normsetzungsverfahren)
  • Implementierung von Strukturen und Prozessen vor Ort zur Durchsetzung von Arbeits- und Sozialstandards (z.B. Gründung von Gewerkschaften, Verbesserung von Arbeitsschutz, Bekämpfung von Kinder- und Zwangsarbeit))
  • August 2017 Einrichtung einer unabhängigen Globalen Kommission zur Zukunft der Arbeit (Deutsches Mitglied Thorben Albrecht, Staatssekretär a.D.)
  • Januar 2019 Veröffentlichung des Berichts „Für eine bessere Zukunft arbeiten“