Erklärung von ILO-Generaldirektor Guy Ryder zum Welttag gegen Kinderarbeit

Konflikte und Katastrophen: Schützt Kinder vor Kinderarbeit

„Kinder in Konfliktgebieten gehören zu den stark gefährdeten Gruppen – kein Kind darf zurückgelassen werden“, betont ILO Generaldirektor Guy Ryder anlässlich des Welttages gegen Kinderarbeit.

Nachricht | 12. Juni 2017

 

© A. Gonzalez Farran / UNAMID
Zum Welttag gegen Kinderarbeit sehen wir besonders auf die Notlage der Kinder, die in Konfliktgebieten leben und unter Katastrophen leiden. Sie sind einem hohen Risiko für Kinderarbeit ausgesetzt.

 
Bei Katastrophen oder in Konfliktgebieten wird die Existenzgrundlage vernichtet, das  Zuhause und Schulen werden zerstört und Familien und soziale Sicherungssysteme brechen zusammen: Das Risiko für Kinderarbeit und Menschenhandel steigt. Geflüchtete Kinder und Migranten - vor allem wenn sie auf der Flucht von ihren Familien getrennt werden - sind ganz besonders gefährdet.

Gefährdet sind aber auch Kinder, die zurückbleiben und im Kampf um ihr Überleben in Minen arbeiten, nach Metallen und Mineralien im Schutt in vom Krieg zerrütteten Gebieten suchen oder auf der Straße leben. Einige von ihnen enden als Kämpfer für die Kriege der Erwachsenen, werden als Spione, Helfer oder Gepäckträger missbraucht. Viele werden  Opfer von Missbrauch und sexueller Ausbeutung.

Wir können uns von dieser düsteren Realität nicht abwenden. Alle Kinder haben das Recht, vor Kinderarbeit geschützt zu werden. Dennoch gibt es weltweit noch immer 168 Millionen Kinderarbeiter, 85 Millionen von ihnen verrichten gefährliche Arbeit.

Das Entwicklungsziel 8.7 der Nachhaltigen Entwicklungsagenda 2030 der Vereinten Nationen verpflichtet die Staatengemeinschaft, alle Formen der Kinderarbeit bis 2025 zu beseitigen. Das bedeutet, kein Kind zurückzulassen – unabhängig davon wie schwierig und herausfordernd die Umstände auch sein mögen.

Angesichts der größten, anhaltenden Flüchtlingskrise ist die  gemeinsame Verantwortung und Solidarität zum Schutz der Kinder der Welt unabdingbar. Die Kinder brauchen Bildung und Hoffnung,  die Chance auf eine bessere Zukunft.

Die ILO-Übereinkommen Nr. 138 über das Mindestalter zur Erwerbsarbeit von 1973  und ILO-Übereinkommen Nr. 182 über die Abschaffung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit von 1999 wurden mittlerweile von 169 und 180 ILO-Mitgliedsstaaten ratifiziert.  Die anstehende Ratifizierung beider ILO-Übereinkommen in Indien ist ein weiterer Meilenstein in diesem Prozess. Auf nahezu alle Kinder weltweit wird dann ILO-Übereinkommen 182 angewendet. Die Ratifizierung des ILO-Übereinkommen 138 erhöht sich damit von 60 auf nunmehr 80 Prozent. Gemeinsam mit der nahezu universalen Ratifikation des Kinderrechtsübereinkommens der Vereinten Nationen bilden diese Normen unüberhörbare Appelle für unsere gemeinsamen Verpflichtungen und Standards die Menschenrechte von Kindern zu schützen.

Ratifikationen allein reichen allerdings nicht aus – sie müssen durch entsprechendes Handeln umgesetzt werden. Im September 2016 brachte die ILO gemeinsam mit ihren Partnern die Allianz 8.7 auf den Weg, eine globale Initiative zur Abschaffung von Kinder- und Zwangsarbeit, moderner Sklaverei und Menschenhandel, um das Ziel 8.7 der Entwicklungsagenda 2030 zu erreichen. Wir setzen unsere Arbeit zusammen mit Regierungen, Arbeitgeber-, Arbeitnehmerorganisationen und zivilgesellschaftlichen Gruppen zur Unterstützung dieses Ziels fort.

Die ILO begrüßt, einen Beitrag für die Vorbereitungen der IV Globalen Konferenz für die Nachhaltige Abschaffung von Kinderarbeit zu leisten, die im November von Argentinien ausgerichtet wird.  Der Fokus liegt auf  der Umsetzung, damit Minderjährige keine Kinder- und Zwangsarbeit verrichten und Erwachsene menschenwürdige Arbeit finden.

Wir haben keine Zeit zu verlieren, unsere Taten sollen für sich sprechen. Unterstützen Sie den Welttag gegen Kinderarbeit.