Internationaler Tag für die Beseitigung der Armut
Die Beendigung von Armut bis 2030: Wir können es schaffen
Erklärung von ILO-Direktor Guy Ryder zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut.
„Aufbau einer nachhaltigen Zukunft: Zusammenarbeiten um Armut und Diskriminierung zu beenden“.
Extreme Armut bleibt die Geißel für das Leben von Hunderten Millionen Menschen und ihren Gemeinschaften weltweit. Die ILO schätzt, dass 780 Millionen arbeitende Frauen und Männer nicht genug verdienen, um mit ihren Familien über die Armutsgrenze von zwei Dollar pro Tag zu gelangen. Dies ist ungefähr ein Drittel der gesamten Beschäftigten in Entwicklungsländern.
Ein weiteres Viertel der Arbeiter in Entwicklungsländern leben von einem Betrag zwischen zwei und vier US-Dollar pro Tag. Diese armutsgefährdete Gruppe unterliegt dem ständigen Risiko, in die Armut zurückzufallen, wenn sie zum Beispiel wegen Krankheit nicht mehr arbeiten kann.
Zwischen den Jahren 2015 und 2030 werden 570 Millionen junger Frauen und Männer in die Welterwerbsbevölkerung eintreten, hauptsächlich in Afrika und Südasien.
Menschenwürdige Arbeit ist ein Schlüsselfaktor zur Veränderung des Lebens von Millionen Menschen und zur Beendigung von extremer Armut.
Die Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen ist eine enorme Herausforderung. Darüber hinaus erleiden viele in Armut lebende Menschen zusätzliche Diskriminierung, entweder wegen des Geschlechts, wegen ihrer ethnischen Herkunft oder aus anderen Gründen. Die Beständigkeit dieser Diskriminierung behindert die Anstrengungen zur Abschaffung der extremen Armut.
Das Thema des diesjährigen Tages zur Beendigung von Armut heißt, „Aufbau einer nachhaltigen Zukunft: Zusammenarbeiten um Armut und Diskriminierung zu beenden“. Dieses Motto wiederholt die Vision der nachhaltigen Entwicklungsagenda für 2030, die im September von Staats- und Regierungschef aus aller Welt auf dem Weltgipfel der Vereinten Nationen angenommen wurde.
„ Wir sind entschlossen, von heute bis 2030 Armut und Hunger überall auf der Welt zu beenden, die Ungleichheiten in und zwischen Ländern zu bekämpfen, friedliche, gerechte und inklusive Gesellschaften aufzubauen, die Menschenrechte zu schützen und Geschlechtergleichstellung und die Selbstbestimmung der Frauen und Mädchen zu fördern und den dauerhaften Schutz unserer Planeten und seiner natürlichen Ressourcen sicherzustellen.
Wir sind außerdem entschlossen, die Bedingungen für ein nachhaltiges, inklusives und dauerhaftes Wirtschaftswachstum, geteilten Wohlstand und menschenwürdige Arbeit für alle zu schaffen, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Kapazitäten der einzelnen Länder.“
Dieses Versprechen zur Abschaffung von extremer Armut erfordert entschiedenes Handeln einzelner Länder und der internationalen Gemeinschaft.
Die Beendigung jedweder Diskriminierung am Arbeitsplatz und darüber hinaus muss ein Teil der Strategien für den Aufbau von inklusiven Gesellschaften sein und unter den Bedingungen von sozialer Gerechtigkeit stattfinden.
Diskriminierung hindert Millionen Menschen daran, einen sicheren und ordentlich bezahlten Arbeitsplatz zu finden. Das ist nicht nur ungerecht und eine Verletzung der Menschenrechte, es ist auch eine Verschwendung der dringen benötigten menschlichen Talente und Anstrengungen. Die Respektierung der Menschenrechte, einschließlich der grundlegenden Rechte und Prinzipien bei der Arbeit ist eine wesentliche Grundlage für die Abschaffung von Armut und nachhaltige Entwicklung.
Die Vereinbarungen der nachhaltigen Entwicklungsagenda 2030 zum Schutz der Menschenrechte und zur Förderung der Geschlechtergleichheit müssen daher mit unermüdlicher Energie angestrebt werden.
Die ILO ist bereit, ihre Verantwortung gemeinsam mit der Familie der Vereinten Nationen wahrzunehmen, um das Ziel Nr. 8 der nachhaltigen Entwicklungsagenda 2030 für „dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle (zu) fördern“. Wir bringen unseren Ansatz zur menschenwürdigen Arbeit für dieses und andere nachhaltige Entwicklungsziele ein. Zusammen mit Arbeitsplätzen und Rechten, umfasst menschenwürdige Arbeit auch sozialen Schutz, der Menschen eine Möglichkeit bietet, genügend Einkommen zu verdienen und nicht in die Armut zurückzufallen, wenn sie nicht in der Lage sind zu arbeiten.
Die ILO hat das Ende der Armut als eine ihrer sieben Initiativen zur Jahrhundertinitiative zum 100jährigen Bestehen der ILO im Jahr 2019 gemacht. Unsere Arbeit innerhalb dieser Initiative wird auch unsere Anstrengungen zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsagenda 2030 gestalten.
Wenn wir nach vorne schauen, lassen sie uns nicht vergessen, dass wir extreme Armut gemeinsam bis 2030 beenden können, aber nicht wenn wir „business as usual“ betreiben. Ja, die derzeitigen Trends des verlangsamten Wachstums müssen schnell umgekehrt werden. Aber es gibt den Nachweis, das Wachstum allein nicht ausreicht. Die Verpflichtungen mit Leben zu erfüllen heißt, gleichen Wert auf Strategien und Handeln zu legen, die die Herausforderungen von Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung, akute Gefährdung und die Verweigerung von Mitbestimmung und Rechten in Angriff nehmen.