Welttag gegen Kinderarbeit am 12. Juni 2014

Zur Abschaffung der Kinderarbeit ist wirksamer Sozialschutz unverzichtbar

Aufruf der ILO an Regierungen zur Abschaffung von Kinderarbeit ihre Bemühungen zur Ausweitung des Sozialschutzes zu verstärken.

Nachricht | 12. Juni 2014
Genf – Gut ausgearbeitete und auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtete Systeme des sozialen Schutzes tragen wesentlich zum Kampf gegen Kinderarbeit bei, so die ILO anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit am 12.Juni.

Fakten und Zahlen
  • 168 Millionen Kinder weltweit müssen arbeiten, davon 85 Millionen in gefährlicher Arbeit.
  • Seit 2000 ist Kinderarbeit um ein Drittel zurückgegangen, mit steigender Tendenz. Zwischen 2008 und 2012 ging  die weltweite Zahl der Kinderarbeiter von 215 auf 168 Millionen zurück.
  • Die Anzahl der Kinder, die gefährliche Arbeit verrichten müssen, fiel von 115 auf 85 Millionen.
Nach den letzten globalen Schätzungen der ILO ging die Zahl der Kinderarbeiter in den Jahren 2008-2012 von 215 Millionen auf 168 Millionen zurück. Um den Rückgang der Kinderarbeit zu beschleunigen, muss die globale Gemeinschaft die Ursachen von Kinderarbeit deutlich machen.

„Es ist kein Geheimnis was zu tun ist“, so ILO-Generaldirektor Guy Ryder: „Soziale Sicherheit zusammen mit universeller verpflichtender und guter Bildung, wenigstens bis zum Mindestalter für den Arbeitseintritt, menschenwürdige Arbeit für Erwachsene und Jugendliche, wirksame Gesetzgebung und starker sozialer Dialog zusammen, sind die richtige Antwort auf Kinderarbeit.“

Gefährdetes Potential


Der Welttag gegen Kinderarbeit folgt wenige Tage auf die Veröffentlichung des World Social Protection Reports 2014/15 der ILO, der aufzeigt, dass viele Kinder die ihnen zustehenden Leistungen nicht erhalten, um ihre Potentiale zu entwickeln. Dies gefährdet die Rechte der Kinder und ihre Zukunft, einschließlich des Rechts vor Kinderarbeit geschützt zu werden, so der Report. Demnach stellen Regierungen durchschnittlich 0.4 Prozent des Bruttoinlandprodukts für Kinder- und Familienleistungen zur Verfügung, von 2.2 Prozent in Westeuropa bis 0.2 Prozent in Afrika, Asien und Pazifik.

Der ILO-Weltsozialbericht bezieht sich auf die Erkenntnisse des ILO- World Report on Child Labour: Economic vulnerability, social protection and the fight against child labour von 2013. Demnach sind Maßnahmen wie Barauszahlungen für Arme oder Familienleistungen, kombiniert mit guter Bildung und Zugang zum Gesundheitssystem ausschlaggebend, ob ein Kind den Tag mit Spielen und Lernen verbringt oder mit Arbeit. Als Beispiel wird das Bolsa-Família-Programm in Brasilien genannt. Dieses sieht die Auszahlung eines bestimmten Betrages an arme Familien vor unter der Bedingung, dass die Kinder die Schule besuchen. Dieses Programm hat einen wesentlichen Beitrag zur Verminderung der Kinderarbeit sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten Brasiliens geleistet und wurde auch in anderen Ländern wie in der Mongolei und in Südafrika adaptiert.


Aufbau von Systemen der sozialen Sicherheit


Der Sozialpolitik kommt im Kampf gegen die Kinderarbeit eine Schlüsselrolle zu. Einkommen aus Altersversorgung, Arbeitslosengeld, Elterngeld, Krankengeld oder Behindertenrente verhindern, dass Kinder zum Familieneinkommen beitragen müssen oder in Folge des Todes des Familienernährers, Krankheit oder plötzlichem Einkommensverlusten in die Kinderarbeit geraten. Derzeit erhalten nur 12 Prozent der Arbeitslosen weltweit Arbeitslosengeld, nur 28 Prozent der erwerbstätigen Frauen erhalten Elterngeld und nur 52 Prozent der Personen über der Altersgrenze erhalten eine Altersversorgung.

Sicherer Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessert nicht nur die Gesundheit der Menschen. Es vermindert zudem, dass Haushalte sich wegen hoher Gesundheitskosten verschulden und in der Folge in Armut abgleiten. Derzeit müssen 40 Prozent der Gesundheitsausgaben direkt von den Kranken selber getragen werden.

Die Empfehlung betreffend den sozialen Basisschutz, 2012 (Nr.202) (Social Protection Floors Recommendation) der Internationalen Arbeitsorganisation spiegelt einen Konsens über die Ausweitung sozialer Sicherheit wider, der zwischen Regierungen sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden aus 185 Ländern auf allen Stufen der Entwicklung erzielt wurde. Es garantiert, dass „alle Bedürftigen während ihres gesamten Lebens Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung und zu grundlegender Einkommenssicherung haben, die zusammen einen effektiven Zugang zu auf innerstaatlicher Ebene als erforderlich festgelegten Gütern und Dienstleistungen sicherstellen.“


Aktivitäten zum Welttag gegen Kinderarbeit weltweit


Pope Francis/Vatican
Bei seiner Generalaudienz forderte Papst Franziskus in Rom einen verstärkten Kampf gegen Kinderarbeit.

„Mehrere zehn Millionen Kinder sind weltweit gezwungen, unter unwürdigen Bedingungen zu arbeiten, und sind Opfer von Sklaverei, Ausnutzung, aber auch von Missbrauch, Übergriffen und Diskriminierungen. Ich hoffe wirklich, dass die internationale Gemeinschaft die Minderjährigen durch sozialen Schutz vor dieser Heimsuchung retten kann!“

Taten statt Worte, forderte der Papst - denn die Würde eines jeden Kindes sei unantastbar.

Erneuern wir alle unser Engagement, insbesondere die Familien, damit jedes Kind in seiner Würde respektiert wird und gesund aufwachsen kann. Eine ruhige Kindheit ermöglicht es jedem Kind, mit Zuversicht auf das Leben und die Zukunft zu blicken,“ so Papst Franziskus im Vatikan.

Die Aktivitäten des Welttags gegen Kinderarbeit finden in Genf und in mehr als 40 Ländern statt und beziehen ILO-Konstituenten (Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Regierungen), Kinder und Partner in der weltweiten Bewegung gegen Kinderarbeit ein. Sie bestehen aus öffentlichen Demonstrationen, hochrangigen Treffen, sportlichen und kulturellen Veranstaltungen, wie zahlreichen Konzerten, wie der Initiative Musik gegen Kinderarbeit. Zusätzlich zum Thema Sozialer Schutz gibt es viele Veranstaltungen rund um die ILO-Kampagne „Rote Karte gegen Kinderarbeit“, die vom 12. Juni, dem Start der Fußballweltmeisterschaft, bis zu den olympischen Spielen 2016 läuft und in den sozialen Netzen mit „Thunderclap“ und weiteren Veranstaltungen in Brasilien und New York fortgesetzt wird.