Hintergrund: Beschäftigung und Klimawende gehören zusammen

Umweltstandards und soziale Standards lassen sich nicht (mehr) allein denken. Wer die Welt von morgen gestalten will, muss beides in den Blick nehmen. Das Klimaabkommen von Paris und die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen spielen dabei eine zentrale Rolle. Doch es hakt bei der Umsetzung. Wo liegen die Probleme? Und was tragen die ILO und Deutschland zu einer Verbesserung bei?

Article | 07 October 2019

Neue Impulse auf dem Weltklimagipfel in New York


Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hat sich die Weltgemeinschaft auf ein ambitioniertes Ziel verpflichtet: Der globale Temperaturanstieg soll auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden. Doch die Umsetzung liegt noch immer in weiter Ferne; bis heute haben zudem nicht alle Länder das Abkommen ratifiziert. Um ihm neue Impulse zu verleihen, fand am 23. September der Weltklimagipfel in New York statt. In neun verschiedenen Arbeitsbereichen wurde der Stand der Dinge unter die Lupe genommen und nach Lösungen gesucht. Dazu zählten wichtige Felder wie „Wandel der Industrie“ oder „Anpassung an den Klimawandel“.

Auch die ILO war dabei – und engagierte sich im Aktionsbereich „Soziale und politische Treiber“. Dieser widmete sich den wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Fragen, die sich aus dem Übergang von Volkswirtschaften und Gesellschaften zu mehr Nachhaltigkeit ergeben. Denn es heißt Wege zu finden, um menschenwürdige Arbeitsmöglichkeiten sowie soziale Gerechtigkeit zu fördern sowie Ungleichheiten abzubauen und die Bemühungen der Länder zur Verbesserung der Gesundheit der Menschen zu verstärken.

Auf diesem Weg sollen die beschlossenen Maßnahmen des Klimaschutzgipfels den Schutz des Planeten und die Wirtschaft sichern und somit umweltfreundliche und soziale Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen, insbesondere für sozial gefährdete Gruppen, sagte der ILO-Generaldirektor, Guy Ryder.  Die ILO rechnet mit 24 Millionen zusätzlichen Arbeitsplätzen in der Green Economy bis 2030.

Stagnation beim Nachhaltigen Entwicklungsziel 8


Neben den Klimazielen spielen auch die Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) bei der Zukunft der Arbeit eine wesentliche Rolle. So strebt SDG 8  die Förderung von „dauerhaftem, inklusiven und nachhaltigen Wirtschaftswachstum, produktiver Vollbeschäftigung und menschenwürdiger Arbeit für alle“ an. Für die ILO hat dieses Ziel eine besondere Bedeutung, da es deutlich auf die beschäftigungsrelevanten Ziele setzt. Ein aktueller ILO-Report – „Time to Act for SDG 8: Integrating Decent Work, Sustained Growth and Environmental Integrity“  – und fordert mehr weltweites Engagement zur Erreichung des Ziels ein.

Nach wie vor ist die Arbeitslosigkeit in vielen Ländern zu hoch und es gibt weltweit anhaltende geschlechtsspezifische Lohnunterschiede und Defizite bei menschenwürdiger Arbeit. Neben Frauen sind auch junge Menschen und Menschen mit Behinderungen stark benachteiligt. Selbst in Ländern mit geringem Arbeitslosigkeitsrisiko stehen diese Bevölkerungsgruppen größere Hürden zu überwinden, wenn es darum geht, eine Beschäftigung zu finden und gleichberechtigten Zugang zu menschenwürdiger Arbeit und gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit zu erhalten.

Hinzu kommt: Weltweit ist für 61 Prozent der Arbeitenden informelle Beschäftigung nach wie vor Realität. Viele Staaten haben daher noch einen weiten Weg vor sich, wenn es um Arbeitnehmerrechte geht.

Wird ein Entwicklungsziel nicht erreicht, sind auch andere gefährdet


Wir brauchen mehr Tempe in Richtung des Nachhaltigkeitsziels 8. Kommt es hier zu Versäumnissen, wird dies auch andere Nachhaltigkeitsziele gefährden,  wie die Beseitigung der Armut.

Die ILO fordert die Staats- und Regierungschefs daher nachdrücklich auf, konkrete Verpflichtungen für einen gerechten Übergang für alle einzugehen. Hierfür hat die ILO Leitlinien  ausgearbeitet, die den Ländern helfen sollen, den Wandel zu einer ökologisch nachhaltigen und sozial verantwortungsvollen Wirtschaft zu bewältigen.
Weitere Schritte vereinbart

Hoffnung ist in Sicht. So haben die Staaten in New York die Initiative „Climate Actions for Jobs“ vorgestellt. Die Initiative wurde gemeinsam vom Klimagipfel, der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und anderen Mitgliedern des “Summit Social and Political Drivers Action Area“ unter der gemeinsamen Leitung von Spanien und Peru entwickelt. Ziel sind nationale Pläne für einen gerechten Übergang hin zu menschenwürdiger Arbeit verbunden mit ökologischen Arbeitsplätzen, auch unter Förderung von kohlenstoffreduzierter Produktion und Sozialschutzmaßnahmen für Arbeiterinnen und Arbeitern. Neben der nationalen Ausführung sollen Regierungen auch durch Wissenstransfer Entwicklungsländern bei der Umsetzung von umweltfreundlichen und sozialen Strategien helfen.