104. Internationale Arbeitskonferenz 2015

ILO und EU: Gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen in kleinen Unternehmen

Informelles Treffen der Arbeitsminister während der 104. Tagung der Internationalen Arbeitskonferenz in Genf einigt sich auf mehr Anstrengungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in kleinen und Mikro-Unternehmen.

Nachricht | 10. Juni 2015
Genf (ILO news) – Während eines gemeinsam von der ILO und der lettischen EU-Ratspräsidentschaft organisierten informellen Treffens einigten sich die Arbeits- und Sozialminister, ihre Anstrengungen für bessere Arbeitsbedingungen in kleinen und Mikro-Unternehmen auf nationaler unter internationaler Ebene zu verstärken.

Der lettische Arbeitsminister und derzeitige Vorsitzender des Rates für Arbeit und Sozialpolitik (EPSCO), Uldis Augulis, begrüßte die in diesem Zusammenhang gemachten positiven Beiträge seiner Kollegen aus Frankreich, Georgien, Luxemburg, den Niederlanden, den Philippinen, Tunesiens, der Türkei und der Vereinigten Staaten ebenso wie den Beitrag von Marianna Thyssen, EU Kommissarin für Beschäftigung, Soziales, Qualifikation und Arbeitskräftemobilität.

Minister Augulis sagte, die Ausweitung und Verbesserung von Arbeitsschutz- und Arbeitssicherheit-Standards in mikro- und kleinen Unternehmen „ist eine der Prioritäten der lettischen EU-Präsidentschaft. Als vorsitzendes Land legt Lettland den Schwerpunkt auf die neuen Herausforderungen in der Arbeitswelt, einschließlich der praktischen Umsetzung von Gesundheits- und Sicherheitsstandards in kleinen um Mikro-Unternehmen, der neuen Risiken, Berufskrankheiten und einer alternden Erwerbsbevölkerung“.

ILO-Generaldirektor Guy Ryder dankte der lettischen Präsidentschaft für ihr Engagement und bezog sich auf die „versteckten Tragödien“ in der Arbeitswelt. „Wir wissen, dass in jedem Jahr mehr als zwei Millionen Arbeiter durch Unfälle und Berufskrankheiten sterben. Mehr als 313 Millionen Arbeitnehmer erleiden nicht-tödliche Verletzungen, das sind 860.000 Berufsunfälle täglich. Neben der humanen Tragödie, die jeder Tote oder Verletzte bedeutet, schlagen auch die Kosten zu Buche, die sich nach unseren Schätzungen auf ungefähr vier Prozent des Weltbruttosozialprodukts belaufen“.

Kleine und Mikro-Unternehmen (KMU) bilden die Mehrheit der Betriebe weltweit und beschäftigen einen hohen Anteil der globalen Erwerbsbevölkerung. Mikro-Unternehmen werden typischerweise dadurch definiert, dass sie bis zu zehn Mitarbeiter beschäftigen; kleine Unternehmen haben 10-100 Mitarbeiter. In OECD-Ländern repräsentieren sie mehr als 95 Prozent alle Firmen und tragen zu ungefähr 46 Prozent der Gesamtbeschäftigung bei.

„um die besondere Zielgruppe der kleinen und Mikro-Unternehmen zu erreichen und sie über die entscheidende Bedeutung des Arbeitsschutzes zu informieren, der Gebrauch moderner und innovativer Werkzeuge einschließlich neuester Technologien und Kommunikationsmittel von zentraler Bedeutung sind“

Mr Uldis Augulis

In der EU tragen legal registrierte Klein- und Mikro-Unternehmen ungefähr 50 Prozent der Gesamtbeschäftigung– während oftmals ein strukturierter Ansatz für ein Arbeitsschutzmanagement fehlt. Fehlende direkte Beratung und Expertenwissen sowie die geringe Aufmerksamkeit für Risiken und Verpflichtungen sind die Hauptschwierigkeiten bei der Umsetzung einer Arbeitsschutzstrategie in kleinen und Mikro-Unternehmen. Zudem schaffen der wachsende Anteil von Zeitverträgen, Selbständigkeit und die hohe Zahl von Subunternehmen , neue Herausforderungen bei der Vorbeugung gegen körperliche und psychosoziale Risiken.

Aus diesem Grund sind die beruflichen Risiken in Mikro- und Klein-Unternehmen verglichen mit großen Firmen viel höher: in KMU ist die Rate der tödlichen Unfälle fast doppelt so hoch wie in größeren Firmen. Kleine Einheiten tendieren auch zu einem niedrigen Niveau der Einhaltung von nationaler und internationaler Gesetzgebung.

Minister Augulis lobte die laufende Aktivitäten und Projekte zur Verbesserung des Arbeitsumfelds, die bisher von der ILO und der EU auf nationaler wie auf internationaler Ebene durchgeführt wurden. Er erwähnte insbesondere den ILO-Plan of Action 2010-16 zur umfassenden Ratifikation der ILO-Standards zur Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz und deren wirksamer Umsetzung das neue EU- Rahmenwerk „Strategic Framework on Health and Safety at Work 2014-20.

Er fügte jedoch auch hinzu, dass „um die besondere Zielgruppe der kleinen und Mikro-Unternehmen zu erreichen und sie über die entscheidende Bedeutung des Arbeitsschutzes zu informieren, der Gebrauch moderner und innovativer Werkzeuge einschließlich neuester Technologien und Kommunikationsmittel von zentraler Bedeutung sind“.

Die Teilnehmer des informellen Ministertreffens stimmten darin überein, dass die Deckung von Bedarf nach und Angeboten an Maßnahmen zur Verbesserung von Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit eine große Herausforderung bleibt. Miteinander abgestimmte Anstrengungen sind auf nationaler und internationaler Ebene notwendig. Gute Erfahrungen wurden in den letzten Jahren gemacht mit maßgeschneiderten, handlungsorientierten, zeitnahen und kosteneffizienten Maßnahmen, die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz mit anderen Managementzielen verbinden. Dafür bedarf es einer vereinfachten Gesetzgebung, Beratung und Unterstützung für KMUs.

ILO-Generaldirektor Guy Ryder betonte die wichtigen Rolle von KMUs in den meisten nationalen Ökonomien und die besonderen Herausforderungen bei der Umsetzung von Strategien zum Arbeitsschutz und zur Arbeitssicherheit und sagte „zur Umsetzung der Ziele ist es wichtig, eine Präventionskultur in unseren Gesellschaften zu verankern und nationale politische Strategien, System und Programme für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit zu stärken. Ebenso brauchen wir starke Arbeitsverwaltungen und Mechanismen zur wirksamen Überwachung einschlägiger Regeln und Gesetze. “