SDG 8: Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle
Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinte Nationen sind ein Aufruf an alle Länder, Maßnahmen zur Förderung von Gerechtigkeit und Wohlstand zu ergreifen und gleichzeitig den Planeten zu schützen.
Die Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Selbstfahrende Autos, Drohnen, die Medikamente ausliefern, generative künstliche Intelligenz, die die menschliche Kreativität steigert, überhitzte Megastädte. Diese Themen waren einst der Stoff für Science-Fiction. Heute bestimmen sie die technologischen, demografischen und vom Klimawandel beeinflussten Kräfte, die unsere Arbeitswelt umgestalten.
Was wir nicht wissen, ist, ob diese Kräfte unsere Arbeitswelt zum Guten oder zum Schlechten verändern werden. Diese Ungewissheit wird dadurch noch verstärkt, dass die Veränderungen in einer Zeit enormer Herausforderungen stattfinden.
Ungleichheiten erreichen ein unvorhersagbares Ausmaß. Das weltweite Beschäftigungswachstum wird im Jahr 2023 nur 1,0 Prozent betragen, weniger als die Hälfte dessen in 2022. Wir erwarten, dass die weltweite Arbeitslosigkeit 2023 um etwa drei Millionen auf 208 Millionen ansteigen wird. Die Krise der Lebenshaltungskosten treibt immer mehr Menschen in die Armut, auch in die Erwerbsarmut. Zu den am stärksten gefährdeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gehören 200 Millionen Menschen, die in absoluter Armut leben und zwei Milliarden die in der informellen Wirtschaft tätig sind, häufig ohne gesetzlich garantierte Rechte oder sozialen Schutz .
Hinter diesem globalen Bild verbergen sich erhebliche geografische Ungleichgewichte. In Ländern mit niedrigem Einkommen wird die Beschäftigung in diesem Jahr nicht auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehren. In den Regionen, in denen die Arbeitslosigkeit aktuell unter dem Vorkrisenniveau liegt, ist dies unserer Analyse zufolge vor allem auf eine Verlagerung in den informellen Sektor zurückzuführen, wodurch die Probleme der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eher verschoben als gelöst werden.
Was ist zu tun? Wie können wir sicherstellen, dass diese Strömungen des Wandels uns zu einer Zukunft führen, die gerechter, nachhaltiger, wohlhabender und friedlicher ist und zu der sich die UN-Mitgliedstaaten bei der Annahme der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung im Jahr 2015 verpflichtet haben? Dies wird eine der wichtigsten Fragen sein, die auf dem SDG-Gipfel im September in New York behandelt wird.
In diesem Zusammenhang spielt SDG 8 eine entscheidende Rolle. SDG 8 zielt auf integratives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum und produktive Vollbeschäftigung ab – mit anderen Worten, auf menschenwürdige Arbeit für alle. Doch seine Wirkung geht darüber hinaus, denn es ist das einzige SDG, das soziale, wirtschaftliche und ökologische Ziele miteinander verbindet. In diesem Sinne kann es als "Multiplikatorziel" der gesamten Agenda für nachhaltige Entwicklung verstanden werden, da es sich positiv auf andere Ziele auswirken wird, wenn es erreicht wird.
Wie bei allen Zielen müssen wir auch bei SDG 8 das Vertrauen in den Multilateralismus und die globale Zusammenarbeit wiederherstellen, um das Versprechen einzulösen. In einer globalisierten Wirtschaft kann von den Entwicklungsländern nicht erwartet werden, dass sie das allein schaffen. Wir brauchen internationale Solidarität, wenn wir praktisch etwas bewirken wollen. Der Aufbau universeller Sozialschutzsysteme ist ein Beispiel dafür. Diese können die Armut lindern, Vulnerabilität und Ungleichheiten verringern und dazu beitragen, Konflikte und soziale Spannungen zu bewältigen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die humanitäre Hilfe so ausgerichtet werden, dass sie die Systeme der sozialen Sicherung unterstützt und die staatlichen Kapazitäten in den Ländern stärkt.
Ein neu organisierter und ausgewogener Ansatz für Globalisierung ist unerlässlich. Zwar sind die Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der Automatisierung auf den Verlust von Arbeitsplätzen berechtigt, doch kann der technologische Fortschritt auch neue Beschäftigungsmöglichkeiten in den Schwellenländern schaffen. Wir müssen jedoch sicherstellen, dass die Vorteile für alle entlang dieser Lieferketten wirksam sind.
Um alle Komponenten dieses Ansatzes zusammenzubringen, müssen wir klare und transparente politische Strategien und konkrete Maßnahmen haben und sicherstellen, dass sie als fair wahrgenommen werden. Darum ruft die ILO zu einer Globalen Koalition für soziale Gerechtigkeit auf.
Die Koalition wird die Konstituenten der ILO, die Vereinten Nationen und andere multilaterale Organisationen, globale Finanzinstitutionen, den Privatsektor, die Zivilgesellschaft und andere Partner zusammenbringen. Dieses breite Spektrum an Interessen und Expertise wird dazu führen, dass die politischen Ansätze alle Facetten der anstehenden Themen berücksichtigen - wirtschaftliche, soziale und ökologische – und so eine breite Akzeptanz erreichen.
Die Koalition wird konkret auf der Arbeit des Global Accelerator on Jobs and Social Protection for Just Transitions aufbauen. Beide stehen fest auf dem Fundament der Menschenrechte mit einer starken Verbindung zu internationalen Arbeitsnormen und der Förderung des sozialen Dialogs. Während die Koalition ein breites Spektrum an Meinungen und Erfahrungen zusammenbringt, wird der Accelerator dazu beitragen, Investitionen aus einer breiten Palette von Quellen zu kanalisieren – national, international, öffentlich und privat – in den Ausbau von Sozialschutz und in die Schaffung von Arbeitsplätzen, inklusive der grünen, digitalen Pflegeökonomie.
Wir wissen, dass die nächste Generation auf eine veränderte Arbeitswelt trifft, das ist unvermeidlich. Es liegt an uns, wie wir diesen Wandel gestalten. SDG 8 - mit seinem Schwerpunkt auf menschenwürdiger Arbeit für alle kann uns den Weg in eine am Menschen zentrierte Zukunft weisen, die gerechter, würdiger, produktiver und humaner ist.
Mia Seppo, Assistant Director-General, Jobs and Social Protection Cluster, International Labour Organization (ILO)
Was wir nicht wissen, ist, ob diese Kräfte unsere Arbeitswelt zum Guten oder zum Schlechten verändern werden. Diese Ungewissheit wird dadurch noch verstärkt, dass die Veränderungen in einer Zeit enormer Herausforderungen stattfinden.
Ungleichheiten erreichen ein unvorhersagbares Ausmaß. Das weltweite Beschäftigungswachstum wird im Jahr 2023 nur 1,0 Prozent betragen, weniger als die Hälfte dessen in 2022. Wir erwarten, dass die weltweite Arbeitslosigkeit 2023 um etwa drei Millionen auf 208 Millionen ansteigen wird. Die Krise der Lebenshaltungskosten treibt immer mehr Menschen in die Armut, auch in die Erwerbsarmut. Zu den am stärksten gefährdeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gehören 200 Millionen Menschen, die in absoluter Armut leben und zwei Milliarden die in der informellen Wirtschaft tätig sind, häufig ohne gesetzlich garantierte Rechte oder sozialen Schutz .
Hinter diesem globalen Bild verbergen sich erhebliche geografische Ungleichgewichte. In Ländern mit niedrigem Einkommen wird die Beschäftigung in diesem Jahr nicht auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehren. In den Regionen, in denen die Arbeitslosigkeit aktuell unter dem Vorkrisenniveau liegt, ist dies unserer Analyse zufolge vor allem auf eine Verlagerung in den informellen Sektor zurückzuführen, wodurch die Probleme der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eher verschoben als gelöst werden.
Was ist zu tun? Wie können wir sicherstellen, dass diese Strömungen des Wandels uns zu einer Zukunft führen, die gerechter, nachhaltiger, wohlhabender und friedlicher ist und zu der sich die UN-Mitgliedstaaten bei der Annahme der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung im Jahr 2015 verpflichtet haben? Dies wird eine der wichtigsten Fragen sein, die auf dem SDG-Gipfel im September in New York behandelt wird.
In diesem Zusammenhang spielt SDG 8 eine entscheidende Rolle. SDG 8 zielt auf integratives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum und produktive Vollbeschäftigung ab – mit anderen Worten, auf menschenwürdige Arbeit für alle. Doch seine Wirkung geht darüber hinaus, denn es ist das einzige SDG, das soziale, wirtschaftliche und ökologische Ziele miteinander verbindet. In diesem Sinne kann es als "Multiplikatorziel" der gesamten Agenda für nachhaltige Entwicklung verstanden werden, da es sich positiv auf andere Ziele auswirken wird, wenn es erreicht wird.
Wie bei allen Zielen müssen wir auch bei SDG 8 das Vertrauen in den Multilateralismus und die globale Zusammenarbeit wiederherstellen, um das Versprechen einzulösen. In einer globalisierten Wirtschaft kann von den Entwicklungsländern nicht erwartet werden, dass sie das allein schaffen. Wir brauchen internationale Solidarität, wenn wir praktisch etwas bewirken wollen. Der Aufbau universeller Sozialschutzsysteme ist ein Beispiel dafür. Diese können die Armut lindern, Vulnerabilität und Ungleichheiten verringern und dazu beitragen, Konflikte und soziale Spannungen zu bewältigen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die humanitäre Hilfe so ausgerichtet werden, dass sie die Systeme der sozialen Sicherung unterstützt und die staatlichen Kapazitäten in den Ländern stärkt.
Ein neu organisierter und ausgewogener Ansatz für Globalisierung ist unerlässlich. Zwar sind die Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der Automatisierung auf den Verlust von Arbeitsplätzen berechtigt, doch kann der technologische Fortschritt auch neue Beschäftigungsmöglichkeiten in den Schwellenländern schaffen. Wir müssen jedoch sicherstellen, dass die Vorteile für alle entlang dieser Lieferketten wirksam sind.
Um alle Komponenten dieses Ansatzes zusammenzubringen, müssen wir klare und transparente politische Strategien und konkrete Maßnahmen haben und sicherstellen, dass sie als fair wahrgenommen werden. Darum ruft die ILO zu einer Globalen Koalition für soziale Gerechtigkeit auf.
Die Koalition wird die Konstituenten der ILO, die Vereinten Nationen und andere multilaterale Organisationen, globale Finanzinstitutionen, den Privatsektor, die Zivilgesellschaft und andere Partner zusammenbringen. Dieses breite Spektrum an Interessen und Expertise wird dazu führen, dass die politischen Ansätze alle Facetten der anstehenden Themen berücksichtigen - wirtschaftliche, soziale und ökologische – und so eine breite Akzeptanz erreichen.
Die Koalition wird konkret auf der Arbeit des Global Accelerator on Jobs and Social Protection for Just Transitions aufbauen. Beide stehen fest auf dem Fundament der Menschenrechte mit einer starken Verbindung zu internationalen Arbeitsnormen und der Förderung des sozialen Dialogs. Während die Koalition ein breites Spektrum an Meinungen und Erfahrungen zusammenbringt, wird der Accelerator dazu beitragen, Investitionen aus einer breiten Palette von Quellen zu kanalisieren – national, international, öffentlich und privat – in den Ausbau von Sozialschutz und in die Schaffung von Arbeitsplätzen, inklusive der grünen, digitalen Pflegeökonomie.
Wir wissen, dass die nächste Generation auf eine veränderte Arbeitswelt trifft, das ist unvermeidlich. Es liegt an uns, wie wir diesen Wandel gestalten. SDG 8 - mit seinem Schwerpunkt auf menschenwürdiger Arbeit für alle kann uns den Weg in eine am Menschen zentrierte Zukunft weisen, die gerechter, würdiger, produktiver und humaner ist.
Mia Seppo, Assistant Director-General, Jobs and Social Protection Cluster, International Labour Organization (ILO)