ILO-Bericht zur globalen Arbeitsmigration
Globale Arbeitsmigration steigt um fünf Millionen auf 169 Millionen
Die Zahl internationaler Arbeitsmigrantinnen und Migranten ist weltweit auf 169 Millionen gestiegen, ein Anstieg von drei Prozent seit 2017, so die neuesten Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)
Genf (ILO News) - Der neue Bericht „ILO Global Estimates on International Migrant Workers: Results and Methodology“, zeigt, dass internationale Arbeitsmigrantinnen und Migranten im Jahr 2019 fast 5 Prozent der globalen Erwerbsbevölkerung stellen, was sie zu einem integralen Bestandteil der Weltwirtschaft macht. Dennoch arbeiten viele oft in befristeten, informellen oder ungeschützten Arbeitsverhältnissen, die sie einem größeren Risiko von Unsicherheit, Entlassungen und sich verschlechternden Arbeitsbedingungen aussetzen. Die COVID-19-Krise hat diese Gefährdungen verschärft, insbesondere für Arbeitsmigrantinnen.
Mehr als zwei Drittel der internationalen Arbeitsmigrantinnen und Migranten sind in Hocheinkommensländern konzentriert. Von den 169 Millionen internationalen Arbeitsmigrantinnen und Migranten befinden sich 63,8 Millionen (37,7 Prozent) in Europa und Zentralasien. Weitere 43,3 Millionen (25,6 Prozent) befinden sich auf dem amerikanischen Kontinent. Zusammengenommen beherbergen Europa und Zentralasien sowie Amerika also 63,3 Prozent aller Arbeitsmigrantinnen und Migranten.
Die Mehrheit der Arbeitsmigrantinnen und Migranten sind Männer (99 Millionen im Verglich zu 70 Millionen Frauen). Dennoch zeigt sich, dass Migrantinnen mit mehr sozioökonomischen Hindernissen konfrontiert sind. Sie migrieren eher als begleitende Familienmitglieder oder aus anderen Gründen als der Arbeitssuche. Sie sind vermehr der Gefahr geschlechtsspezifischer Diskriminierung in der Arbeitswelt ausgesetzt sowie mangelnder Netzwerke, was die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie in einem fremden Land erschwert.
Der Anteil der Jugendlichen unter internationalen Arbeitsmigrantinnen und Migranten ist von 8,3 Prozent im Jahr 2017 auf 10,0 Prozent im Jahr 2019 gestiegen. Dieser Anstieg von fast 2 Prozent hängt wahrscheinlich mit der hohen Jugendarbeitslosigkeit in vielen Entwicklungsländern zusammen, so dass in der Arbeitsmigration eine Zukunftsperspektive gesehen wird. Die große Mehrheit der Arbeitsmigrantinnen und Migranten (86,5 Prozent) sind weiterhin Erwachsene im Haupterwerbsalter (25-64 Jahre).
66,2 Prozent der Arbeitsmigrantinnen und Migranten arbeiten nach den ILO Analysen im Dienstleistungssektor, 26,7 Prozent in der Industrie und 7,1 Prozent in der Landwirtschaft. Allerdings gibt es erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen den Sektoren: Im Dienstleistungssektor sind Arbeitsmigrantinnen stärker vertreten, was sich zum Teil durch die wachsende Nachfrage nach Pflegekräften, unter anderem im Gesundheits- und Haushaltsbereich, erklären lässt. Männer sind im industriellen Arbeitsumfeld stärker vertreten.