Welttag gegen Kinderarbeit 2019

Der Umgang mit unseren Kindern ist ein Abbild unserer Gesellschaft und unserer Werte

ILO-Generaldirektor Guy Ryder fordert die weltweite Beseitigung von Kinderarbeit

Nachricht | 12. Juni 2019
© ILO/Tran Van Yen
„Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft mit ihren Kindern umgeht, ist ein Nachweis für ihre Werte. Der Welttag gegen Kinderarbeit fordert alle Staaten auf,  Bilanz über das Erreichte zu ziehen, konkrete Ziele zu benennen  und der  Verpflichtung zur Abschaffung von Kinderarbeit neuen Schub zu geben.

Seit ihrer Gründung hat sich die ILO  für die Abschaffung der Kinderarbeit eingesetzt. Zwei der sechs Übereinkommen, die bereits in der Gründungszeit  verabschiedet wurden, betrafen Kinderarbeit. Die Abschaffung der Kinderarbeit ist heute fester Bestandteil der ILO-Kernarbeitsnormen mit universeller Gültigkeit und steht gleichrangig neben der Beendigung von Zwangsarbeit, des Verbots der Diskriminierung bei der Arbeit,  der Förderung von Vereinigungsfreiheit und des Rechts auf Kollektivverhandlungen.

In den letzten 100 Jahren wurden bedeutsame Fortschritte erzielt, nicht zuletzt durch breites gesellschaftspolitisches Engagement für Kinderrechte, aber auch durch konkrete Gesetzgebung und  praktisches Handeln.

Zwischen 2000 und 2016 ist Kinderarbeit weltweit um 38 Prozent zurückgegangen. Beide ILO-Übereinkommen zur Beseitigung von Kinderarbeit - Übereinkommen zum Mindestalter (Nr. 138, 1973) und  Abschaffung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit (Nr. 182, 1999) -  wurden von nahezu allen 187 ILO-Mitgliedsstaaten ratifiziert. In vielen Teilen der Welt können Länder stolz auf die erzielten  Fortschritte sein, doch dürfen wir uns auf diesen Erfolgen nicht ausruhen.

Zum 100-jährigen Bestehen der ILO sollte eine vollständige Ratifizierung des Übereinkommens zur Abschaffung der Kinderarbeit erreicht werden. Gesetzliche Grundlagen sind unentbehrlich, aber damit ist bedauerlicherweise nicht die  Abschaffung der Kinderarbeit erreicht. 152 Millionen Kinder sind noch immer von Kinderarbeit betroffen und 73 Millionen unter ihnen – fast die Hälfte– müssen unter gefährlichen Bedingungen arbeiten und sind von brutaler Ausbeutung betroffen. Das können wir nicht hinnehmen.

Wir müssen das Tempo zur Abschaffung der Kinderarbeit beschleunigen, neue Formen rasch eindämmen. Die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen legen im Ziel 8.7 die Marke fest: Die vollständige Abschaffung der Kinderarbeit bis 2025. Dafür ist ein abgestimmtes Vorgehen notwendig, das Kindern und Jugendlichen den Zugang zu guter Bildung ermöglicht, soziale Sicherheit für alle bietet und menschenwürdige und auskömmliche Arbeit für Eltern sicherstellt, so dass der Lebensunterhalt für die Familien gesichert ist.

In hundert Jahren der Zusammenarbeit für soziale Gerechtigkeit hat die globale Gemeinschaft sehr viel erreicht. Die ILO ist stolz, einen Beitrag zu diesem Fortschritt geleistet zu haben. Ich fordere Regierungen, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen daher auf, sich gemeinsam auf den Weg zu machen, um Kinderarbeit endgültig zu beseitigen und in die Vergangenheit zu verbannen.“