Internationaler Tag der Migranten

Neue ILO-Zahlen: 150 Millionen Migranten gehören zur globalen Erwerbsbevölkerung

ILO-Studie liefert neue statistische Schätzungen zur Arbeitsmigration, über Regionen und Industrien in denen Migranten arbeiten; mit Schwerpunkt auf Wanderarbeitnehmerinnen in Haushalten

Nachricht | 17. Dezember 2015
Genf (ILO News) – Von den weltweit geschätzten 232 Millionen internationalen Migranten sind 150,3 Millionen Wanderarbeitnehmer, so eine neue Studie der Internationalen Arbeitsorganisation.

Der Bericht „ILO Global Estimates on Migrant Workers“, zeigt, dass 72,7 Prozent der 206,6 Millionen Migranten im erwerbsfähigen Alter (15 Jahre und älter) Wanderarbeitnehmer sind. Die Mehrheit – 83,7 Millionen - sind Männer, 66,6 Millionen sind weibliche Wanderarbeitnehmer.

„Mit diesem Bericht unterstützt die ILO ihre Mitgliedsstaaten, die Ziele der nachhaltigen Entwicklungsagenda 2030, und hier insbesondere: Ziel Nr. 8 - Schutz aller Arbeitnehmer einschließlich Wanderarbeitnehmer - und Ziel Nr. 10 - Ungleichheit in und zwischen Ländern zu verringern und Umsetzung guter Migrationspolitik -, zu erreichen. Nun liegen den Entscheidungsträgern verlässliche Daten für ihre Politik vor“, kommentierte ILO-Generaldirektor Guy Ryder.


 



Arbeitsmigration ist ein Phänomen, das alle Regionen der Welt betrifft, jedoch konzentrieren sich fast die Hälfte (48,5 Prozent) der Wanderarbeitnehmer auf zwei Regionen: Nordamerika und Nord-, Süd- und Westeuropa. Die arabischen Staaten haben mit 35,6 Prozent  alle Arbeiternehmer den höchsten Anteil von Wanderarbeitnehmern.

Die Studie untersucht auch die Anteile der Wanderarbeitnehmer an der Erwerbsbevölkerung in verschiedenen Wirtschaftszweigen. Die Mehrheit der Wanderarbeitnehmer arbeitet demnach im Dienstleistungssektor, mit 106,8 Millionen sind das 71,1 Prozent, gefolgt vom industriellen Sektor, einschließlich verarbeitendes Gewerbe und Bauindustrie, mit 26,7 Millionen (17,8 Prozent) und der Landwirtschaft mit 16,7 Millionen (11.1 Prozent). Hausangestellt stellen 7,7 Prozent aller Wanderarbeitnehmer.

„Die Schätzungen des Berichts zeigen, dass die große Mehrheit der Migranten auf der Suche nach besseren Arbeitsmöglichkeiten ihr Land verlässt. Wir glauben, dass unsere Methodologie einen bedeutenden Beitrag zur Migrationswissensbasis liefert sowie eine gute Grundlage zur Entwicklung effektiver Migrationsstrategien bietet“, sagte Manuela Tomei, Direktorin der ILO-Abteilung für Arbeitsbedingungen und Gleichheit.

Hoher Anteil von Wanderarbeitnehmern in der Erwerbsbevölkerung

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für Wanderarbeitnehmer und Wanderarbeitnehmerinnen Teil der Erwerbsbevölkerung zu sein?

Wanderarbeitnehmer sind eher erwerbstätig als Arbeitnehmer in ihren Heimatländern. Diese höhere Beteiligung an der Erwerbsbevölkerung hängt wesentlich mit dem höheren Anteil weiblicher Migranten zusammen.

Wo ist es wahrscheinlicher für Wanderarbeitenhmer Teil der Erwerbsbevölkerung zu sein als Nicht-Migranten?
Die Daten des Berichts zur Berechnung der Schätzungen beziehen sich auf Wanderarbeitnehmer im Zielland für das Jahr 2013. Dabei wurden 176 Länder und Territorien, die 98,8 Prozent der weltweiten Erwerbsbevölkerung (15 Jahre und älter) ausmachen, berücksichtigt.

Schwerpunkt auf Hausangestellte unter den Wanderarbeitnehmern


Der Bericht untersucht auch die weltweit hohe Anzahl der Wanderarbeitnehmern in Haushalten. Dieser Sektor wird durch große Geschlechterungleichheit gekennzeichnet.

Hausangestellte arbeiten in einem der am geringsten regulierten Sektoren der Wirtschaft und sind ein besonderes Anliegen der ILO. Aufgrund der hohen Konzentration weiblicher Wanderarbeitnehmer und relativ geringer Sichtbarkeit der Arbeitskräfte im Haushalt, gibt es vielfache Arten der Diskriminierung.

Von 67,1 Millionen Hausangestellten weltweit sind 11,5 Millionen oder 17,2 Prozent internationale Migranten. Über 73,4 Prozent (ca. 8,5 Millionen) aller Wanderarbeitnehmer im Haushalt sind Frauen. Südostasien und der Pazifik haben mit 24,0 Prozent den weltweit höchsten Anteil weiblicher Wanderarbeitnehmer im Haushalt, gefolgt von Nord-, Süd- und Westeuropa mit 22,1 Prozent und den arabischen Staaten mit 19,0 Prozent.

Angesichts der Alterung von Gesellschaften und anderen demographischen und sozioökonomischen Herausforderungen werden Hausangestellte wahrscheinlich auch in Zukunft in großer Zahl internationale Grenzen überwinden, um Pflegebedarf und haushaltsnahe Dienstleistungen in Zielländern zu Verfügung zu stellen.


Hausangestellte aus Migration nach Geschlecht


Der Bericht wird zum 40. Geburtstag des ILO-Übereinkommens 143 veröffentlicht: über Missbräuche bei Wanderungen und die Förderung der Chancengleichheit und der Gleichbehandlung der Wanderarbeitnehmer, die zur Internationalen Arbeitskonferenz im Jahr 1975 verabschiedet wurde.

Deutschland hat das Übereinkommen nicht ratifiziert.