Arbeitsmigration und Rücküberweisungen
Wie man Wanderarbeitern hilft, das Beste aus ihrem Geld zu machen
Für 2014 werden die Rücküberweisungen von Migranten auf 436 Milliarden US-Dollar geschätzt, für das Jahr 2016 sogar auf 540 Milliarden US-Dollar. Bildung in finanziellen Angelegenheiten unterstützt nicht nur die Familien der Migranten vor Ort, sondern hilft auch Migranten in Zielländern das eigene Budget besser zu nutzen.
Genf (ILO-News) – Mossé Bao ist ein 35jähriger Migrant aus Senegal, der seit 2006 in Frankreich lebt.
Wie viele Wanderarbeiter überweist er einen erheblichen Teil seiner monatlichen Einkünfte nach Louga, seine Heimatstadt im Nordwesten von Senegal, nahe der Küstenstadt Saint Louis. Jeden Monat erhalten seine Mutter und seine Ehefrau 500 Euro durch einen Geldüberweisungs-Service.
„Sie behalten nicht das ganze Geld, das ich sende, da man von mir erwartet, nicht nur meine Eltern und meine Ehefrau zu unterstützen, sondern auch die erweiterte Familie, einschließlich meiner Brüder und Schwestern“, erklärt er während eines Training zur Finanziellen Bildung, das in Paris von der Französischen Vereinigung der Organisationen für Wanderarbeiter (FORIM) mit Unterstützung der Internationalen Arbeitsorganisation angeboten wird.
Bao kam vor neun Jahren mit einem Universitätsabschluss in Geographie nach Frankreich. Er entwickelte schnell Interesse an Weiterbildung in finanziellen Angelegenheiten und bildete sich als Schulungsleiter weiter. Dies ist jetzt seine hauptsächliche berufliche Aktivität.
Rücküberweisungen in Entwicklungsländer wachsen ständig. Für das Jahr 2014 werden nach Schätzungen der Weltbank 436 Milliarden US-Dollar erreicht, im Jahr 2016 liegen die Schätzungen bei 540 Milliarden US-Dollar.
Hélène Eggert ist eine weitere Ausbilderin, die sowohl mit afrikanischen Migranten in Frankreich arbeitet, als auch mit ihren Familien in Kamerun, ihrem Heimatland. Eggert besucht ihre Heimatstadt Douala zweimal jährlich und erklärt den Familien der Migranten, dass sie nicht zuviel von ihren Verwandten in Europa erwarten dürfen.
„Migranten benötigen finanzielle Bildung genauso, wie ihre Familien im Herkunftsland, um möglichst großen Nutzen vom überwiesenen Betrag zu haben“, erklärt sie.
Eggert lebt seit 1982 in Frankreich und betont, dass es ebenso wichtig sei, Migranten den Umgang mit ihrem eigenen Budget nahezubringen, wie sie über Möglichkeiten zu informieren, wie sie kostengünstig Geld ins Herkunftsland überweisen.
„Viele Migranten haben nicht die Erfahrung, ein festes monatliches Gehalt zu verwalten. Sie sind nicht damit vertraut, welche Summe sie für ihren Lebensunterhalt in Europa benötigen. So geraten sie leicht unter Druck ihrer Familien, Geld nach Hause zu überweisen, machen leicht Schulden, nachdem sie sich zuviel von Kreditgebern oder anderen Migranten geliehen haben“, so Eggert.
„In vielen afrikanischen Ländern, wird das Familienmitglied, das es bis nach Europa geschafft und einen Job gefunden hat, wie ein Held gefeiert, der die Familie vor dem Elend bewahren kann. Aber häufig wird nicht realisiert, dass die Lebenshaltungskosten in Europa sehr viel höher sind als in Afrika“, fügt Bao hinzu. „Wenn wir uns der Feriensaison nähern oder - im Fall von Senegal – wenn die Zeit der traditionellen religiösen Feierlichkeiten beginnt, ist es schwierig, dem Druck der Familie zu Hause, noch mehr Geld zu senden, zu widerstehen“.
Die meisten Migranten senden Geld durch Finanztransferdienste, die schnelle Überweisung - die aber auch mit Kosten verbunden sind - anbieten. Die globalen Durchschnittskosten für die Überweisung von Zahlungen liegen bei 9 Prozent.
Neue Wege für Geldüberweisungen entwickeln sich langsam. Bao nennt die Möglichkeit, Nahrungsmittel für Familien in Senegal zu kaufen, die dann an die Familien ausgeliefert werden. Auf diesem Weg können Migranten sicher sein, dass mit ihrem Geld Grundbedürfnisse befriedigt werden. Denn oftmals ist die Verlockung groß, Ausgaben für nicht notwendige Aktivitäten zu tätigen.
Eggert erwähnt auch neue Mikroversicherungen, die soziale Absicherung für Familienmitglieder ermöglichen, anstatt Bargeld zu senden. Diese Systeme entstehen jedoch erst.
Finanzielle Bildung hilft auch den Migranten, die planen, in ihr Herkunftsland zurückzukehren, um ein eigenes Geschäft zu starten.
„Migranten müssen in die Lage versetzt werden, ihre Möglichkeiten richtig einzuschätzen, zum Beispiel, wann es sinnvoll ist, sich zu verschulden und wann nicht, wie sie am besten sparen, oder wo „das Kleingedruckte“ in einem Versicherungsvertrag zu finden ist“, erklärt Séverine Deboos vom ILO-Programm für Soziales Finanzieren.
Die ILO hat finanzielle Weiterbildungspakete entwickelt, die von Eggert und Bao genutzt werden. Ebenso stehen Programme zur Wissenserweiterung und Weiterbildung für ein verantwortliches Budget zur Verfügung. Dies beinhaltet Informationen über Ausgaben, Sparen, Kredite und Investitionen.
Weiterbildung wurde in Benin, Burkina Faso, Kambodscha, Äthiopien, Indonesien, Kenia, Mali, Mauretanien, Moldawien, Marokko, Myanmar, den Philippinen und Senegal durchgeführt. Trainingseinheiten wurden in enger Kooperation mit lokalen Autoritäten, Sozialpartnern und Migrantenorganisationen in Singapur, Malaysia, Thailand, Frankreich, Spanien und Italien angeboten.
Die ILO hat Forschungen zu Rücküberweisungen von Migranten und Mikrofinanzen durchgeführt. Machbarkeitsstudien über die Verwendung eines Teiles der Rücküberweisungen zur Entwicklung von Produkten wie einer Mikro-Krankenversicherung wurden in Mali, Senegal und den Komoren erstellt.
„Rücküberweisungen sind ein Ausdruck der Solidarität der Wanderarbeiter mit ihren Familien und Gemeinschaften. Als private und autonome finanzielle Mittel, die Grenzen überschreiten, können diese Mittel auch genutzt werden, um die Früchte der Arbeitsmigration in Entwicklung zu transformieren“, sagte Samia Kazi-Aoul, von der ILO-Abteilung für Migration.
„Gleiche Behandlung, keine Diskriminierung und Zugang zu menschenwürdiger Arbeit sind grundlegend, um das Einkommen von Migranten zu verbessern und ihre Fähigkeiten zur Entwicklung ihrer Herkunftsländer beizutragen , so schloß Samia Kazi-Aoul.
Wie viele Wanderarbeiter überweist er einen erheblichen Teil seiner monatlichen Einkünfte nach Louga, seine Heimatstadt im Nordwesten von Senegal, nahe der Küstenstadt Saint Louis. Jeden Monat erhalten seine Mutter und seine Ehefrau 500 Euro durch einen Geldüberweisungs-Service.
„Sie behalten nicht das ganze Geld, das ich sende, da man von mir erwartet, nicht nur meine Eltern und meine Ehefrau zu unterstützen, sondern auch die erweiterte Familie, einschließlich meiner Brüder und Schwestern“, erklärt er während eines Training zur Finanziellen Bildung, das in Paris von der Französischen Vereinigung der Organisationen für Wanderarbeiter (FORIM) mit Unterstützung der Internationalen Arbeitsorganisation angeboten wird.
Bao kam vor neun Jahren mit einem Universitätsabschluss in Geographie nach Frankreich. Er entwickelte schnell Interesse an Weiterbildung in finanziellen Angelegenheiten und bildete sich als Schulungsleiter weiter. Dies ist jetzt seine hauptsächliche berufliche Aktivität.
Rücküberweisungen in Entwicklungsländer wachsen ständig. Für das Jahr 2014 werden nach Schätzungen der Weltbank 436 Milliarden US-Dollar erreicht, im Jahr 2016 liegen die Schätzungen bei 540 Milliarden US-Dollar.
Hélène Eggert ist eine weitere Ausbilderin, die sowohl mit afrikanischen Migranten in Frankreich arbeitet, als auch mit ihren Familien in Kamerun, ihrem Heimatland. Eggert besucht ihre Heimatstadt Douala zweimal jährlich und erklärt den Familien der Migranten, dass sie nicht zuviel von ihren Verwandten in Europa erwarten dürfen.
„Migranten benötigen finanzielle Bildung genauso, wie ihre Familien im Herkunftsland, um möglichst großen Nutzen vom überwiesenen Betrag zu haben“, erklärt sie.
Eggert lebt seit 1982 in Frankreich und betont, dass es ebenso wichtig sei, Migranten den Umgang mit ihrem eigenen Budget nahezubringen, wie sie über Möglichkeiten zu informieren, wie sie kostengünstig Geld ins Herkunftsland überweisen.
„Viele Migranten haben nicht die Erfahrung, ein festes monatliches Gehalt zu verwalten. Sie sind nicht damit vertraut, welche Summe sie für ihren Lebensunterhalt in Europa benötigen. So geraten sie leicht unter Druck ihrer Familien, Geld nach Hause zu überweisen, machen leicht Schulden, nachdem sie sich zuviel von Kreditgebern oder anderen Migranten geliehen haben“, so Eggert.
„In vielen afrikanischen Ländern, wird das Familienmitglied, das es bis nach Europa geschafft und einen Job gefunden hat, wie ein Held gefeiert, der die Familie vor dem Elend bewahren kann. Aber häufig wird nicht realisiert, dass die Lebenshaltungskosten in Europa sehr viel höher sind als in Afrika“, fügt Bao hinzu. „Wenn wir uns der Feriensaison nähern oder - im Fall von Senegal – wenn die Zeit der traditionellen religiösen Feierlichkeiten beginnt, ist es schwierig, dem Druck der Familie zu Hause, noch mehr Geld zu senden, zu widerstehen“.
Finanzbildung
Die meisten Migranten senden Geld durch Finanztransferdienste, die schnelle Überweisung - die aber auch mit Kosten verbunden sind - anbieten. Die globalen Durchschnittskosten für die Überweisung von Zahlungen liegen bei 9 Prozent.
Neue Wege für Geldüberweisungen entwickeln sich langsam. Bao nennt die Möglichkeit, Nahrungsmittel für Familien in Senegal zu kaufen, die dann an die Familien ausgeliefert werden. Auf diesem Weg können Migranten sicher sein, dass mit ihrem Geld Grundbedürfnisse befriedigt werden. Denn oftmals ist die Verlockung groß, Ausgaben für nicht notwendige Aktivitäten zu tätigen.
Eggert erwähnt auch neue Mikroversicherungen, die soziale Absicherung für Familienmitglieder ermöglichen, anstatt Bargeld zu senden. Diese Systeme entstehen jedoch erst.
Finanzielle Bildung hilft auch den Migranten, die planen, in ihr Herkunftsland zurückzukehren, um ein eigenes Geschäft zu starten.
„Migranten müssen in die Lage versetzt werden, ihre Möglichkeiten richtig einzuschätzen, zum Beispiel, wann es sinnvoll ist, sich zu verschulden und wann nicht, wie sie am besten sparen, oder wo „das Kleingedruckte“ in einem Versicherungsvertrag zu finden ist“, erklärt Séverine Deboos vom ILO-Programm für Soziales Finanzieren.
Die ILO hat finanzielle Weiterbildungspakete entwickelt, die von Eggert und Bao genutzt werden. Ebenso stehen Programme zur Wissenserweiterung und Weiterbildung für ein verantwortliches Budget zur Verfügung. Dies beinhaltet Informationen über Ausgaben, Sparen, Kredite und Investitionen.
Weiterbildung wurde in Benin, Burkina Faso, Kambodscha, Äthiopien, Indonesien, Kenia, Mali, Mauretanien, Moldawien, Marokko, Myanmar, den Philippinen und Senegal durchgeführt. Trainingseinheiten wurden in enger Kooperation mit lokalen Autoritäten, Sozialpartnern und Migrantenorganisationen in Singapur, Malaysia, Thailand, Frankreich, Spanien und Italien angeboten.
Die ILO hat Forschungen zu Rücküberweisungen von Migranten und Mikrofinanzen durchgeführt. Machbarkeitsstudien über die Verwendung eines Teiles der Rücküberweisungen zur Entwicklung von Produkten wie einer Mikro-Krankenversicherung wurden in Mali, Senegal und den Komoren erstellt.
„Rücküberweisungen sind ein Ausdruck der Solidarität der Wanderarbeiter mit ihren Familien und Gemeinschaften. Als private und autonome finanzielle Mittel, die Grenzen überschreiten, können diese Mittel auch genutzt werden, um die Früchte der Arbeitsmigration in Entwicklung zu transformieren“, sagte Samia Kazi-Aoul, von der ILO-Abteilung für Migration.
„Gleiche Behandlung, keine Diskriminierung und Zugang zu menschenwürdiger Arbeit sind grundlegend, um das Einkommen von Migranten zu verbessern und ihre Fähigkeiten zur Entwicklung ihrer Herkunftsländer beizutragen , so schloß Samia Kazi-Aoul.