Internationaler Tag für die Abschaffung der Sklaverei

Um Sklaverei im 21. Jahrhundert zu beenden, müssen wir unsere Kräfte bündeln

Erklärung von ILO-Generaldirektor Guy Ryder zum Internationalen Tag für die Abschaffung der Sklaverei 2014

Nachricht | 2. Dezember 2014
Der weltweite Widerstand gegen Zwangsarbeit wächst und wir haben bereits bedeutende Fortschritte zur Beendigung dieser Geißel gemacht. Aber immer noch ist moderne Sklaverei ein milliardenschweres Geschäft unter dem  Millionen von Menschen leiden.

Die ILO schätzt, dass durch Zwangsarbeit jedes Jahr illegale Profite von 150 Milliarden US-Dollar erzielt werden. Über Zweidrittel dieser Profite werden in der Sex- und Unterhaltungsindustrie durch Ausbeutung, hauptsächlich von Frauen und Kindern gemacht.

Aber Sklaverei bringt auch Profite für skrupellose Arbeitgeber in der Landwirtschaft, auf dem Bau, in der Produktion, im Bergbau, in der Hausarbeit und anderen Sektoren, in denen Sklaverei häufig vorkommt.

Sklaverei kennt keine geographischen Grenzen und betrifft Menschen im Norden ebenso wie im Süden.

Hinsichtlich strengerer Gesetze und Richtlinien wurden Fortschritte gemacht. Arbeitnehmer haben ihre Kräfte gebündelt und sich in Sektoren organisiert, wo Zwangsarbeit fortdauert. Unternehmen haben gehandelt, um Zwangsarbeit in ihren Lieferketten zu eliminieren. Und es gibt eine wachsende zivilgesellschaftliche Bewegung, die zur Beendigung der Unterdrückung und Diskriminierung ihrer Landsleute aufrufen.

Seit die ILO im Jahr 2015 zum globalen Handeln gegen Zwangsarbeit aufgerufen hat, ist die weltweite Bewegung gegen diese inhumane Praxis jeden Tag größer geworden. Verantwortliche von Regierungen, aus dem Geschäftsleben, Gewerkschafter, der Künste und aus den Medien sind gemeinsam aufgestanden und haben gehandelt.

Aber wir müssen mehr tun.

Wir müssen die sozio-ökonomischen Ursachen der modernen Sklaverei anpacken, wie traditionelle Schuldknechtschafts-Systeme, unregulierte Arbeitsbeschaffung und Anstellungspraktiken. Wir müssen beim Zugang zu Bildung und Ausbildung für diskriminierte Menschen, die in Armut leben, ansetzen. Und wir müssen strengere Anwendung der Gesetze gewährleisten, um Menschenhandel ein für alle male zu stoppen.

Im Juni 2014 haben Vertreter von Regierungen, Arbeitgebern und Gewerkschaften aus 185 ILO-Mitgliedsstaaten mit überwältigender Mehrheit die Verabschiedung eines neuen, rechtlich verbindlichen Standards gegen Zwangsarbeit auf den Weg gebracht. Das Protokoll von 2014 zum ILO-Übereinkommen 29 über Zwangsarbeit, 1930 und die zusätzliche Empfehlung Nr. 203 sind neue Verpflichtungen und bieten Leitlinien zur wirksamen Abschaffung der Zwangsarbeit, des Menschenhandels und sklavenähnlicher Praktiken.

Wir rufen die Regierungen dazu auf, umfassend zu handeln und das neue Protokoll zügig zu ratifizieren.

Wir rufen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen - die Akteure der Realwirtschaft - auf, ihre Anstrengungen gegen Zwangsarbeit zu verstärken.

Und wir rufen alle auf, die sich für dieses Ziel einsetzen, die „Globale Allianz gegen Zwangsarbeit der ILO“ zu unterstützen.

Wenn wir nach vorne blicken, müssen wir auch gewährleisten, dass die Post-2015-Entwicklungsagenda bindende Verpflichtungen zur Abschaffung aller Formen von Sklaverei und Zwangsarbeit für Erwachsene und Kinder enthält.

Zum heutigen Internationalen Tag, der den Schwerpunkt auf die Abschaffung der modernen Form der Sklaverei legt, bekräftigen wir unsere Verpflichtung, diese Praktik in Wort und Tat ein für alle Male abzuschaffen. Wir schulden dies zukünftigen Generationen und noch mehr, den Millionen von Frauen, Männern und Kindern, denen noch immer das Recht auf ein Leben in Freiheit, Würde und Gleichheit vorenthalten wird.