Internationaler Tag der Jugend

ILO-Generaldirector Guy Ryder: Die psychische Gesundheit junger Menschen betrifft uns alle

Stabile und menschenwürdige Beschäftigung spielt eine erhebliche Rolle, damit jungen Menschen einen Sinn für Identität, Teilhabe und eine Richtung in ihrem Leben entwickeln.

Nachricht | 12. August 2014
Weltweit sind heute ungefähr 75 Millionen junger Menschen ohne Arbeit und mehr als 220 Millionen junge Arbeiter leben in extremer Armut und kämpfen ums Überleben in der informellen Wirtschaft.


Junge Menschen sind im Durchschnitt dreimal häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Erwachsene, an einigen Orten sogar vier- bis fünfmal so oft. Viele sind bereits vom Arbeitsmarkt abgeschnitten.

Jugendarbeitslosigkeit ist eine multidimensionale Krise. Dies ist unzweifelhaft eine belastende Zeit für junge Menschen und in vielen Fällen besonders für junge Frauen. Das Thema des diesjährigen Internationalen Tages der Jugend „Psychische Gesundheit ist von Bedeutung“ kommt daher zur rechten Zeit.

Das Szenario weit verbreiteter und anhaltender Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung kann junge Menschen in wachsende Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zurücklassen und sie in einen Zustand höchster Anfälligkeit bringen. Es gibt Anzeichen, dass sich psychische Gesundheitsprobleme unter der Jugend in den letzten Jahren ausgedehnt haben. In vielen OECD-Ländern ist einer von vier jungen Menschen betroffen.

Junge Menschen entwickeln psychische Gesundheitsprobleme (wie posttraumatisches Stresssyndrom) in gefährdender Kinderarbeit, beispielsweise als Soldaten in bewaffneten Konflikten, oftmals unter Zwang, oder als Kinderprostituierte.

Benachteiligte Jugendliche, einschließlich derer mit psychischen Gesundheitsproblemen sind besonderen Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt ausgesetzt. Junge Menschen mit ernsten psychischen Gesundheitseinschränkungen werden seltener eingestellt und es ist wahrscheinlicher, dass sie ohne Arbeit bleiben als andere Jugendliche. Die Wahrscheinlichkeit in einem Billigjob zu landen ist sehr viel höher, falls sie einen Arbeitsplatz haben. Häufiger Arbeitsplatzwechsel und Zurückhaltung, den Arbeitgeber über ihre Behinderung zu informieren, können bei diesen Jugendlichen emotionale Störungen hervorrufen und sie während ihres Arbeitslebens in ungeschützte Situationen bringen.

Stabile und menschenwürdige Beschäftigung spielt eine erhebliche Rolle, damit junge Menschen einen Sinn für Identität, Teilhabe und eine Richtung in ihrem Leben entwickeln.

Jungen Menschen mit psychischen Problemen können in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt integriert werden. Sie dürfen nicht vergessen werden in unseren Bemühungen, menschenwürdige und produktive Arbeit bereitzustellen.

Zudem können viele psychische Gesundheitsprobleme vermieden oder ausgeglichen werden, wenn jungen Menschen angemessene Mittel und Unterstützung zur Verfügung stehen, um die vielen Herausforderungen beim Übergang in den Arbeitsmarkt zu bewältigen. Aus diesem Grund fördert die ILO die Entwicklung und Umsetzung von Arbeitsmarktmaßnahmen, die diese jungen Menschen erreichen und die von Unterstützungsdiensten begleitet werden wie psychosoziale- und Berufslaufbahnberatung und Coaching für die erste Zeit am Arbeitsplatz.

Die psychische Gesundheit junger Menschen betrifft uns alle. Wir sollten dies bei der Gestaltung der Politikansätze und Programme für Jugendbeschäftigung berücksichtigen.