Zum Internationalen Tag der indigenen Bevölkerung der Welt

Die Kluft überwinden: Rechte der indigenen Bevölkerung umsetzen

Erklärung von Navi Pillay, Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte und Guy Ryder, ILO-Generaldirektor zum Internationalen Tag der indigenen Bevölkerung der Welt

Nachricht | 8. August 2014
Heute begehen wir den Internationaler Tag der indigenen Bevölkerungen der Welt. Wir können stabile Menschenrechtsstandards feiern auf denen einschließende Gesellschaften in Partnerschaft mit indigenen Bevölkerungen aufgebaut werden können. Die Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker und das ILO-Übereinkommen 169 über eingeborene und in Stämmen lebende Völker ist heute in vielen nationalen Gesetzgebungen, Politikansätzen und Institutionen zu finden – als sichtbarer Beweis, dass die Rechte indigener Völker auf dem Weg von der Theorie in die Praxis nutzbringend anwendbar sind.

Allerdings gibt es auch noch vieles, was uns innehalten lässt und uns zum Nachdenken bringt. Indigene Bevölkerungen sind überproportional von Armut betroffen, sie sehen sich systemischer Diskriminierung ausgesetzt und sind von politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. In allen Regionen besteht noch immer ein großen Umsetzungsdefizit zwischen menschenrechtlichen Verpflichtungen und der Realität. Darum könnte das diesjährige Thema des Internationales Tages „Die Kluft überwinden: die Rechte der indigenen Bevölkerung umsetzen“ nicht besser passen.

Wir müssen unsere Bemühungen gegen Diskriminierung verstärken und den Respekt für die indigenen Kulturen, Identitäten und Institutionen bekräftigen. Damit fördern wir wichtige Beiträge zur kulturellen Vielfalt und zum Schutz ihres kulturellen Erbes. Wir benötigen neues Engagement, mit dessen Hilfe das Umsetzungsdefizit verringert werden kann.

Im nächsten Monat haben wir eine einmalige Gelegenheit, unsere Verpflichtungen unter Beweis zu stellen, wenn Mitgliedsstaaten und indigene Bevölkerungen sich für die erste Weltkonferenz über Indigene Völker in New York treffen. Die Weltkonferenz ist eine gute Gelegenheit, gemeinsam mit den indigenen Völkern eine praktische Strategie zu entwickeln, die zur Förderung und Absicherung der Rechte indigener Völker führt. Dies kann Aktionspläne zur Umsetzung der Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker beinhalten, als auch weitere Ratifikationen des ILO-Übereinkommens 169, dessen 25jähriges Bestehen wir in diesem Jahr feiern. Die Weltkonferenz soll auch zur Ausarbeitung einer diskriminierungsfreien „Entwicklungsagenda nach 2015“ beitragen, einschließlich nachhaltiger Entwicklungsziele, die die Rechte indigener Völker voll berücksichtigen.

Um das Umsetzungsdefizit der Rechte indigener Bevölkerungen zu verringern, bedarf es einer engen Partnerschaft zwischen Vereinten Nationen, indigenen Völkern und Regierungen auf der nationalen Ebene. Dies ist das Ziel der „Partnerschaft zwischen den Vereinten Nationen und der indigenen Völker“ (UNIPP), eine interinstitutionellen Initiative, die von der ILO, dem Hohem Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, OHCHR, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, UNDP, dem Kinderhilfswerk, UNICEF und dem Bevölkerungsfond der Vereinten Nationen, UNFPA getragen wird. Die Aktivitäten dieser Partnerschaft basieren auf Empfehlungen des VN-Mechanismus zu indigenen Völkern. Die Initiative hat kürzlich die Publikation „UNIPP Success Stories: Cooperation to promote and protect indigenous peoples‘ rights” veröffentlicht.

Die ILO und OHCHR haben sich verpflichtet, ihre positiven Erfahrungen auszubauen und mit indigenen Völkern und anderen Partnern zur vollen Verwirklichung ihrer Rechte zusammenzuarbeiten.