Statement zum Internationalen Frauentag am 8. März

ILO-Generaldirektor: Mit vereinten Kräften für mehr Geschlechtergerechtigkeit

Nachricht | 7. März 2014
Zum Internationalen Frauentag bietet sich die Gelegenheit, die Situation der Frauen und der Geschlechtergerechtigkeit in der Welt der Arbeit zu bilanzieren. Die verfügbaren Informationen zeigen ein gemischtes Bild:

In der nationalen Gesetzgebung hat es beachtliche Fortschritte gegeben. Die meisten Länder haben die Prinzipien der Gleichheit und der Nicht-Diskriminierung eingeführt. Viele Regierungen verfolgen eine aktive Arbeitsmarktpolitik, um Frauendiskriminierung zu bekämpfen. Immer häufiger werden Initiativen zur Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit durch Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen umgesetzt. Einige Frauen haben es geschafft, aufzusteigen und durch die „gläserne Decke“ zu gelangen.

Andererseits bestehen weiterhin dauerhafte und tiefe Defizite. Die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt war - nach dem letzten ILO-Bericht „Global Employment Trends 2014“ - uneinheitlich. Mittelfristig profitieren Frauen in Industrieländern weniger vom zurückhaltenden Erholungsprozess der Wirtschaft – die Frauenarbeitslosigkeit wird sich voraussichtlich bis zum Jahr 2018 nur geringfügig auf 8.2 Prozent verringern. Für Männer beträgt die Rate 7.6 Prozent. In Nordafrika beträgt der Anteil der Frauen im Arbeitsmarkt im Jahr 2013 kaum 25 Prozent und im Mittleren Osten erreichen Frauen nicht einmal die 20 Prozent.

Nachteile im Beruf und ungleiche Entlohnung wegen des Geschlechts bestehen weiter: In der informellen Wirtschaft, in prekären Arbeitsverhältnissen und im Niedriglohnsektor sind Frauen überrepräsentiert. in Südostasien und Pazifik betrug beispielsweise der Anteil der Frauen in gefährdeten Beschäftigungsverhältnissen 63.1 Prozent; bei Männern liegt der Anteil bei 56 Prozent. Der Frauenanteil in entscheidungsrelevanten Positionen der Wirtschaft ist weiterhin gering, ungeachtet eines großen Reservoirs an Talenten.

Dienstleistungen zur Vereinbarung von beruflichen und familiären Pflichten von Frauen und Männern - insbesondere hochwertig staatlich finanzierte Kinderbetreuung - stehen zu wenig zur Verfügung oder sind für viele unerreichbar. Die Sorge um die Kinderbetreuung liegt größtenteils auf den Schultern von Mädchen und Frauen. Zudem haben viele Frauen keinen Zugang zu hochwertiger Gesundheitsfürsorge für Mütter und Kinder – dies bestraft sie auch noch für ihre reproduktive Rolle.

Frauen bilden keine homogene Gruppe. Chancen und Risiken für Frauen hängen oft von ihrer Hautfarbe, ihrer Religion, ihrer sozialen Herkunft oder vom Qualifikationsniveau ab. Daher ist es aufschlussreich, sowohl die verschiedenen Gruppen von Frauen im Arbeitsmarkt zu betrachten, als auch den Vergleich von Frauen und Männern zu sehen.

Rechte von Mädchen und Frauen werden oft untergeordnet, ihr wirtschaftlicher und sozialer Beitrag wird unterbewertet und die ihnen zugeschriebenen Merkmale im Vergleich zu Männern werden als unveränderbar dargestellt. So ist es nicht erstaunlich, dass auch ihre Arbeit oftmals unsichtbar bleibt, - zum Beispiel im Falle von Hausangestellten, die oftmals hinter verschlossenen Türen arbeiten. Oder es liegen keine Daten vor – was ihre Ungleichheit ebenfalls aufrechterhält.

Es ist an der Zeit, es besser zu machen

Angesichts einer stärkeren Verflechtung der Weltwirtschaft, flexibilisierter Arbeitsmärkte, der Auswirkung von Migration und den Herausforderungen, die die Allgemeingültigkeit von Rechten und Standards mit sich bringen, ist es wichtig, den Rechten der Frauen die gebührende Aufmerksamkeit zu verleihen.

Die ILO verbessert daher ihre eigenen Bemühungen, eine solide Informationsbasis zu erstellen, die eine gemeinsame Ressource für zukünftiges Handeln bietet.
Mithilfe einer profunden Wissensbasis und wissenschaftlich belegter Argumente, werden Politiken zur Geschlechtergleichheit eine bessere Perspektive haben, sich positiv auf die Lebenswirklichkeit vieler arbeitender Frauen auszuwirken. Wir wissen, dass dies auch zu stärkeren Familien und Gemeinschaften und letztlich auch zu einem besseren Gemeinwesen führt.