Die ILO Antwort auf COVID-19

Die ILO hat vier Handlungsfeldern identifiziert, um auf die ökonomischen und sozialen Herausforderungen der COVID-19 Pandemie zu reagieren. Diese dienen als Leitlinie und Handlungsansätze für die 187 Mitgliedstaaten. Die ILO nutzt sie zudem auch selbst, um Mitgliedsstaaten bei Programmen gezielt zu unterstützen, bilaterale Kooperationen auszubauen und multilaterale Wege in der Arbeitswelt und der sozialen Sicherung einzuschlagen:

Artikel | 30. April 2020
 

Ein Aufruf für multilaterale Kooperationen

Die ILO ruft alle Staaten dazu auf, weitreichende politische Maßnahmen einzuleiten, um Arbeitsplätze, Kleinunternehmen und Arbeitnehmende abzusichern. Diese Maßnahmen sollten auch informell Beschäftigte einschließen. Zentral ist unbürokratisches Handeln. Unternehmen brauchen schnellstmöglich Zugang zu Krediten, Arbeitslose und Selbstständige schnelle finanzielle Unterstützung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nach wie vor arbeiten können, müssen währenddessen am Arbeitsplatz selbst vor den gesundheitlichen Risiken der Pandemie geschützt sein.

Der ILO ist sehr bewusst, dass noch nicht in allen Ländern die strukturellen Voraussetzungen geschaffen wurden, um sozialen Basisschutz wie z.B Arbeitslosenversicherungen einzuführen oder auszuweiten. Die ILO steht für einen multilateralen Ansatz der Unterstützung. Gerade weil viele Länder nicht die Mittel besitzen, die Wirtschaft abzusichern, ist eine internationale Koordinierung von finanziellen Anreizen erforderlich, um eine effektive und nachhaltige Politik zu gewährleisten. Nur so können eine größere Rezession und langanhaltende Depression verhindert werden. Hier unterstützt die ILO die Bestrebungen des UN Sekretariats zum Aufbau eines COVID-19-Reaktions- und Wiederaufbaufonds. Zudem arbeitet die ILO gemeinsam mit Regierungen in der Entwicklungszusammenarbeit daran, laufende Programme der ILO als Plattform für schnelle Unterstützung der besonders betroffenen Länder zu nutzen, damit die Menschen umgehend Hilfe erhalten. 

Bei all dem setzt die ILO auf die Hilfe und Zusammenarbeit der Sozialpartner, um sicherzustellen, dass Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gewährleistet sind, wenn sie weiterhin ihren Arbeitsplatz aufsuchen.

Nutzung bestehender Kanäle der Entwicklungszusammenarbeit

Um besonders schnell auf Arbeitsplatz- und Einkommensverluste reagieren zu können, strukturiert die ILO bestehende Programme um, damit Arbeitsplätze erhalten werden können, Arbeitsschutz gewährleistet ist und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer finanzielle Unterstützung erhalten. Ein gutes Beispiel dafür ist das Better Work Program.

Better Work ist ein weltweit agierendes Programm der ILO in Zusammenarbeit mit der International Finance Cooperation (Weltbank). Es bringt verschieden Akteure der Bekleidungsindustrie zusammen, um in globalen Lieferketten Arbeitsstandards und Arbeitssicherheit zu verbessern. Zum jetzigen Zeitpunkt nehmen 1700 produzierende Unternehmen teil, die gemeinsam 2.4 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in sieben Ländern beschäftigen.

Momentan sind viele der Partnerunternehmen von Arbeitsplatzschließungen betroffen. Weiterbildungsprojekte des Better Work Programmes mussten unterbrochen werden. Auch Inspektionen und damit verbundene Bewertungen und Kontrollen von Arbeitsplätzen sind ausgesetzt.

Das Better Work Team begegnet dem mit einer Ausweitung der digitalen Dienstleistungen: So werden virtuelle Seminare für Industriepartner verstärkte genutzt. In den Firmen, die weiterhin produzieren können, werden virtuelle Begehungen der Werkstätten eingeführt. So werden Arbeitgeber gezielt angelernt, Sicherheitsmaßnahmen aufzubauen, um das Beschäftigen vor dem Virus zu schützen.

In Bangladesch hat Better Work zusammen mit anderen UN Organisationen, Kaufenden und der Bangladesch Garment Manufacturers and Exporters Association zudem eine Task Force ins Leben gerufen, um die Produktion von Persönlicher Schutzausrüstung der Stufe 1 anzustoßen. Dies ist nicht nur ein Standbein für produzierende Unternehmen in Zeiten der Pandemie weiter zu produzieren und Arbeitsplätze zu erhalten. Die Umstellung der Produktion auf neue Produkte ist auch eine Investition in die Zukunft, um langfristig hochwertige Schutzausrüstung zu fertigen und zu verkaufen.

Im Zuge der Pandemie führen viele der Länderprojekte Online Befragungen mit den produzierenden Unternehmen durch, um ein besseres Bild von dem Ausmaß der Pandemie auf die Produzierenden zu erhalten. Diese können Aufschluss darüber geben, in wieweit Maßnahmen ausgeweitet oder verändert werden müssen, um den lokalen Anforderungen zu entsprechen.

Die Sozialpartner rufen in einem „Call for Action“ dazu auf, die Einkommen der Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie weltweit zu sichern, ihre Gesundheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten und Unternehmen zu unterstützen. Für die Ausarbeitung nachhaltiger Basischutz-Systeme braucht es die gemeinsame Unterstützung aller Akteure vereint: Regierungen, Finanzinstitutionen, Internationale Organisationen, Einzelhandeländler, die Bekleidungsindustrie aber auch Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungener sowie weiterer Partner. Der Text wurde von der Internationalen Arbeitgeberorganisation (IOE), des Internationalen Gewerkschaftsbundes (ITUC) and IndustriALL Global Union aufgesetzt. Die ILO hat den Prozess technisch unterstützt. Im nächsten Schritt kommt eine Internationale Arbeitsgruppe aller Akteure zusammen, um gemeinsame Schritte zu beschließen. Eine Unterstützung des „Call for Action“ ist für Unternehmen und andere Partner ist möglich.

Regelmäßige Updates zu der aktuellen Situation der Länder-sowie Programme vor Ort finden Sie hier.