Hintergrund: Menschenhandel und Zwangsarbeit - Geißel der Menschheit

Menschenhandel und Zwangsarbeit bestimmen den Alltag von Millionen von Kindern, Frauen und Männern weltweit. Mit dem Übereinkommen 29 zum Verbot der Zwangsarbeit setzt sich die ILO bereits seit 1930 gegen Menschenhandel und Ausbeitung ein. Ergänzend dazu hat die ILO 2014 das völkerrechtlich verbindliche Protokoll zur Bekämpfung neuer Formen von Zwangsarbeit verabschiedet. Damit stellt die ILO auch in Zukunft sicher, dass die internationale Gemeinschaft vereint und effektiv gegen jegliche Form von Menschenhandel und Arbeitskraftausbeutung vorgeht.

Artikel | 21. Mai 2019
Auch im 21. Jahrhundert bleiben Menschenhandel, Zwangs- und Kinderarbeit eine grundlegende Herausforderung für die internationale Gemeinschaft. Nach Schätzung der ILO sind weltweit 40 Millionen Menschen von Formen moderner Sklaverei betroffen.
Während die Opfer unter den Folgen der Ausbeutung leiden, erwirtschaften die Täter Profite in Milliardenhöhe. Allein im privaten Sektor, der rund 90 Prozent der Zwangsarbeiter beschäftigt, werden jährlich 150 Milliarden US-Dollar an illegalen Profiten erzielt, 47 Milliarden davon allein in Europa und anderen Industrienationen. Der Profit in Industriestaaten ist dabei um ein Vielfaches höher als in Entwicklungsländern. So erwirtschaftet ein Zwangsarbeiter in Europa einen durchschnittlichen Jahresumsatz von fast 35.000 US-Dollar, während es in Afrika nur knapp 4.000 US-Dollar sind. Die Kosten der Zwangsarbeit hat am Ende auch die Gesamtgesellschaft zu tragen: Zum einen werden unlautere Wettbewerbsvorteile erzielt und dadurch Löhne gedrückt. Zum anderen muss der Staat in  die Bekämpfung von prekären Arbeitsverhältnissen investieren und verliert gleichzeitig Steuereinnahmen und Sozialabgaben.

 

Beim Kampf gegen Zwangsarbeit und Menschenhandel hat vor allem das effektive Vorgehen gegen Kinderarbeit höchste Priorität. Die ILO schätzt, dass weltweit mehr als 150 Millionen Mädchen und Jungen von Kinderarbeit betroffen sind. Oftmals arbeiten sie auf Plantagen, in Minen oder im Haushalt. Die Hälfte der Betroffenen ist dabei den schlimmsten Formen der Kinderarbeit ausgesetzt, bei denen die körperliche oder seelische Entwicklung des Kindes akut gefährdet sind.



Im Kampf gegen Kinderarbeit hat die ILO 1973 das Übereinkommen 138 über das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung verabschiedet. 1999 folgte das Übereinkommen 182 über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit. In den darauffolgenden zwei Dekaden wurde die Kinderarbeit zwar spürbar eingedämmt, jedoch ist der Fortschritt in den letzten Jahren  ins Stocken geraten und wir müssen Aufwüchse feststellen

 

 

Besonders in Afrika ist die Lage schwierig. Zum einen befinden sich dort knapp die Hälfte aller Kinderarbeiter weltweit, zum anderen weist Afrika den höchsten prozentualen Anteil an Kinderarbeitern bezogen auf die Gesamtbevölkerung auf: Jedes fünfte afrikanische Kind ist von Kinderarbeit betroffen- Tendenz steigend.

 
Damit sind auch gravierende entwicklungspolitische Folgen für Afrika verbunden. Denn Kinderarbeit hat dramatische Auswirkungen auf den weiteren Lebensverlauf junger Menschen. Durch unzureichenden Schulbesuch und fehlende Schulabschlüsse haben die Betroffenen zumeist keine Aussicht auf reguläre und lebenssichernde Arbeitsverhältnisse im späteren Leben. Oftmals setzt sich Kinderarbeit daher in unbezahlter Familienarbeit und niedrig entlohnten Jobs fort. Damit betrifft Kinderarbeit auch in entscheidender Weise die Zukunft des afrikanischen Kontinents. Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung hat die internationale Gemeinschaft die Dringlichkeit des Kampfes gegen Kinderarbeit unterstrichen. Das SDG 8.7 setzt als Zielvorgabe die Abschaffung aller Formen von Kinderarbeit bis 2025. Allerdings bedarf es hierfür einer erheblichen Steigerung der bishierigen Bemühungen. Denn selbst bei einem konstanten Verlauf der bisherigen Rückgangsraten würden sich 2025 immer noch Millionen von Kindern in Kinderarbeitsverhältnissen befinden.

 

© alle ILO Grafiken bearbeitet von Marcel-Valentin Glockner

Daher müssen die Ursachen der Kinderarbeit effektiv bekämpft werden. Die ILO setzt dazu zusammen mit ihren Partnern auf eine gemeinsame politische Strategie. auf Basis des sozialen Dialogs ein.

 

 

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