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ILO at work: Nachhaltige Jobs voranbringen

Das von der Weltgemeinschaft 2013 initiierte Aktionsbündnis PAGE hat sich zum Ziel gesetzt, mehr grüne und menschenwürdige Arbeitsplätze zu schaffen. Dem Inselstaat Mauritius half die ILO, einen grünen Weg einzuschlagen und sich für die PAGE-Förderung zu qualifizieren. Einen anderen Weg geht Sambia: Mit grünen Jobs sollen vor allem junge Menschen aus der Armut geholt werden – auch hier mit Hilfe der ILO.

Artikel | 4. Dezember 2017

PAGE: Weltweites Aktionsbündnis für nachhaltiges Wirtschaften

Mit PAGE, der Partnership for Action on Green Economy, haben die Vereinten Nationen im Nachgang der Rio+20-Konferenz 2012 ein Aktionsbündnis ins Leben gerufen, das sich dem nachhaltigen Wirtschaften und der Schaffung grüner Jobs verpflichtet hat. Das Bündnis unterstützt Länder und Regionen, auf Basis einer nachhaltigen und ökologischen Agenda Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze zu schaffen sowie Armut und Ungleichheiten abzubauen. Es steht damit in engem Zusammenhang mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen 2030 der Vereinten Nationen, vor allem mit Ziel 8: Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern. Neben der ILO beteiligen sich das Umweltprogramm (UNEP), das Entwicklungsprogramm (UNDP), die Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO) sowie das Ausbildungs- und Forschungsinstitut der Vereinten Nationen (UNITAR).

Insgesamt dreizehn Staaten haben sich bisher für die Unterstützung durch PAGE qualifiziert: Barbados, Brasilien, Burkina Faso, China, Ghana, Guyana, Kirgisistan, Mauritius, Mongolei, Peru, Senegal, Südafrika und Uruguay. In nationalen Aktionsplänen haben die Länder ihre Handlungsfelder und Ziele für eine grüne und nachhaltige Entwicklung festgeschrieben. Als wichtiger Partner im Bündnis hilft die ILO bei der Umsetzung dieser Ziele – von der Erstellung von Machbarkeitsstudien über die Entwicklung politischer Handlungsmöglichkeiten und der Beratung von Regierungen bis hin zum Auflegen von Qualifizierungs- und Weiterbildungsprogrammen.

Beispiel Mauritius: Mit der ILO zum nationalen Aktionsplan

Wie die ILO-Unterstützung konkret aussehen kann, zeigt das Beispiel Mauritius. Der kleine Inselstaat im Indischen Ozean hat seit den 1960er Jahren eine beachtliche wirtschaftliche Entwicklung erlebt und gehört heute zu den wettbewerbsstärksten Volkswirtschaften im subsaharischen Afrika. Gleichzeitig steht das Land vor großen umweltpolitischen Herausforderungen, etwa durch seine starke Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen oder den noch mangelhaften Umgang mit Müll und Industrieabfällen.

Auf den Etappen zu einer nachhaltigeren Wirtschaft wurde das Land intensiv von der ILO begleitet. 2011 bis 2012 half die ILO der mauritischen Regierung bei der Analyse des erheblichen Green Jobs-Potenzials in den vier Sektoren Landwirtschaft, Textilien, Tourismus und Erneuerbare Energien sowie bei der Entwicklung geeigneter Umsetzungsstrategien. Dazu gehörte zum Beispiel der Vorschlag, über die Steuern stärkere ökologische Impulse zu setzen und Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung stärker zu belasten als Arbeitsverhältnisse. Außerdem sollten vor allem kleine und mittlere Betriebe als Jobtreiber gezielt unterstützt werden, etwa beim Zugang zu Qualifizierung, Technologien oder Finanzierungswegen. Darüber hinaus setzte sie sich die ILO wie bei all ihren Projekten für ihre Grundwerte ein: soziale Absicherung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, gezielte Aus- und Weiterbildung sowie Dialog der Sozialpartner.

Am Ende der Beratungen stand ein von ILO und der Regierung gemeinsam erarbeiteter nationaler Aktionsplan – mit konkreten Vorhaben für die vier Sektoren. Neben der Ökosteuer wurden darin unterschiedlichste grüne Maßnahmen formuliert, zum Beispiel eine Zertifizierung ökologischer landwirtschaftlicher Produkte, die Einführung eines Green Public Work Programms, das den ökologischen Umgang mit Böden, Wasser und Abfällen vorsieht, sowie die Schaffung eines Umweltaudits für Hotels mit dem Ziel, energie- und ressourcenschonender zu arbeiten. Auch die Implementierung eines fortschrittlichen Müllverwertungs- und Recyclingsystems ist Teil des Aktionsplans gewesen.

Mit der Aufnahme von Mauritius in die PAGE-Förderung 2014 ist das Abfallmanagement in der Industrie zu einem Kernprojekt aufgestiegen – auch dank der ILO und ihrer zukunftsgerichteten Vorarbeit. Für die ILO handelte es sich dabei zugleich um ihre allererste Intervention im Sinne einer „Just Transition“, einem gerechten Übergang zum grünen und nachhaltigen Wirtschaften unter Beteiligung der Sozialpartner. Neben der Erarbeitung des Aktionsplans unterstützte sie Mauritius vor allem beim Projektmanagement, etwa in den Bereichen Capacity Building sowie bei Datenerhebung und -analyse für die Regierung und Sozialpartner.

Green Jobs-Programm in Sambia: Raus aus der Armutsfalle

Grünen Jobs hat sich auch Sambia im südlichen Afrika verschrieben. Obwohl das Land ein starkes Wirtschaftswachstum aufweisen kann, hat es mit hoher (Jugend-) Arbeitslosigkeit und ausgeprägter Armut zu kämpfen, vor allem in den ländlichen Gebieten. So zählt Sambia zu den weltweit am wenigsten entwickelten Staaten und belegt einen der hintersten Plätze im Human Development-Ranking der Vereinten Nationen. 2013 hat die sambische Regierung deshalb in einem gemeinsamen Projekt mit den UN und der ILO das Zambia Green Jobs Programme gestartet. Das Ziel: Durch die Förderung der lokalen Bauwirtschaft, insbesondere von Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen, sollen mindestens 5.000 nachhaltige Arbeitsplätze für junge Menschen entstehen sowie 2.000 bestehende Jobs verbessert werden.

Die ILO hatte zuvor in einer Analyse festgestellt, dass Sambia einen enormen Rückstand an Wohnhäusern aufweist, hier also ein Potenzial für mehr und grüne Beschäftigung schlummert. Heute unterstützt die ILO, die das Green Jobs-Programm auf UN-Seite koordiniert, Sambia auch konkret vor Ort beim nachhaltigen Bauen. Eine wichtige Aufgabe ist dabei, einen Bewusstseinswandel herzustellen und für ein anderes Bauen zu werben sowie die entsprechenden Regularien zu erarbeiten. So wurden beispielsweise ein Bauleitfaden entwickelt und Musterhäuser in Passivbauweise unter Verwendung lokaler, nachwachsender Rohstoffe gebaut. Denn bisher werden Häuser vorwiegend aus schnell verfügbaren, importierten Materialien angefertigt, die in der Hitze Sambias oft ungeeignet oder von schlechter Qualität sind. Die nachhaltige Alternative heißt, Materialien aus der Region zu beziehen, zum Beispiel Holztüren vom lokalen Schreiner, auch wenn diese in der Herstellung länger brauchen. Sie halten dafür deutlich länger und unterstützen zugleich die Wirtschaft vor Ort.

Der Bau neuer, nachhaltiger Häuser hat aber noch einen weiteren Effekt: Dank der Verwendung von Solaranlagen erhält ein Großteil der Menschen zum ersten Mal Zugang zu elektrischem Strom. Mehr als 95 Prozent der Landbevölkerung decken ihren täglichen Energiebedarf über die Verbrennung von Holz, Kohle oder Tierabfällen. Die dabei entstehenden hochgiftigen Dämpfe führen zu schweren Lungenerkrankungen und kosten jährlich fast zwei Millionen Sambierinnen und Sambiern, vor allem Frauen und Kindern, das Leben. Das Green Jobs-Programm ist deshalb auch ein wichtiger Beitrag für menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen.