Tag der Arbeit: Zeit für Soziale Gerechtigkeit
Am Tag der Arbeit ruft ILO-Generaldirektor Gilbert Houngbo dazu auf, den Menschen in den Mittelpunkt aller politischen Maßnahmen zu stellen, um soziale Gerechtigkeit zu verwirklichen.
Statement des ILO-Generaldirektors Gilbert Houngbo:
Der 1. Mai ist weithin bekannt als Tag der Arbeit, ein Tag, an dem wir die Leistung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit würdigen. Es ist ein Moment des Stolzes, der Feier und der Hoffnung.
Nach drei Jahren COVID-19-Krise, gefolgt von Inflation, Konflikten und Krisen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Energie, ist dies mehr denn je dringend nötig. Doch die während der Pandemie gemachten Versprechungen der Erneuerung, des "Wiederaufbaus", haben sich für die große Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit bisher nicht erfüllt.
Weltweit sinken die Reallöhne, die Armut nimmt zu, und Ungleichheit scheint sich stärker denn je zu verfestigen. Zahlreiche Unternehmen wurden hart getroffen, da sie nicht in der Lage waren, mit den vielen parallelen Krisen umzugehen. Besonders betroffen waren Klein- und Kleinstunternehmen, viele mussten ihren Betrieb ganz einstellen.
Viele Menschen haben das Gefühl, dass ihre Entbehrungen während der COVID-19-Krise nicht anerkannt werden, geschweige denn gewürdigt. Ihre Stimmen werden nicht ausreichend gehört. Gepaart mit der wahrgenommenen Perspektivlosigkeit steigt das Misstrauen Betroffener auf ein besorgniserregendes Maß.
Doch es muss nicht so sein. Wir haben unser Schicksal noch immer selbst in der Hand. Wenn wir jedoch eine neue, stabilere und gerechtere Welt wollen, müssen wir einen anderen Weg einschlagen. Auf diesem Weg muss soziale Gerechtigkeit im Vordergrund stehen.
Ich bin davon überzeugt, dass dies nicht nur machbar ist, sondern essenziell für eine nachhaltige und stabile Zukunft. Aber wie gelangen wir dorthin?
In erster Linie muss unsere Politik und unser Handeln die Menschen in den Mittelpunkt stellen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sowohl ihr materielles Wohlergehen als auch ihre persönliche Entwicklung unter den Bedingungen von Freiheit und Würde, wirtschaftlicher Stabilität und Chancengleichheit zu verfolgen. Dieser Ansatz wurde schon 1944 von den Mitgliedsländern der ILO in der Erklärung von Philadelphia festgelegt.
In diesem visionären Dokument werden die Grundsätze für unser Wirtschafts- und Sozialsystem dargelegt. Demnach sollen diese nicht ausschließlich auf die Erreichung bestimmter Wachstumsraten oder anderer statistischer Werte ausgerichtet sein, sondern auf die Bedürfnisse und Ziele der Menschen. Das bedeutet, dass wir uns auf Ungleichheit, Armutsbekämpfung und den grundlegenden Sozialschutz konzentrieren müssen. Am wirksamsten lässt sich dies durch die Bereitstellung guter Arbeitsplätze erreichen, damit die Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten und sich eine eigene Zukunft aufbauen können - "menschenwürdige Arbeit für alle", wie es im Sustainable Development Goal 8 heißt.
Was bedeutet das konkret? Eine Reihe von Maßnahmen sind essentiell: wir müssen die langfristigen strukturellen Veränderungen unserer Zeit realistisch angehen und zugleich dafür sorgen, dass neue Technologien Beschäftigung schaffen und fördern. Wir müssen proaktiv die Herausforderungen des Klimawandels angehen und sicherstellen, dass Unternehmen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von der klimaneutralen Wirtschaft profitieren. Auf dem Weg dorthin brauchen wir Unterstützung für Weiterbildung und weitere Übergangsmaßnahmen, eine "just transition". Wir müssen den demografischen Wandel als "Dividende" und nicht als Problem betrachten und Maßnahmen in den Bereichen Qualifizierung, Migration und Sozialschutz unterstützen, um den Zusammenhalt und die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft zu stärken.
Wir müssen auch die Konstruktion unserer Sozial- und Wirtschaftssysteme umgestalten, damit sie diesen Kurswechsel hin zu sozialer Gerechtigkeit unterstützen, anstatt uns weiterhin in eine politische "Endlosschleife" der Ungleichheit und Instabilität zu führen. Wir müssen die Gewerkschaften und Arbeitgebervertretungen stärken, damit der soziale Dialog wirksam und energisch geführt werden kann. Wir müssen die Gesetze und Verordnungen der Arbeitswelt verbessern, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schützen und nachhaltige Unternehmen zu unterstützen.
Um all dies zu erreichen, müssen wir uns neu auf internationale Zusammenarbeit und Solidarität besinnen. Wir müssen unsere Anstrengungen verstärken und für mehr politische Konsistenz sorgen, insbesondere innerhalb des multilateralen Systems, ganz im Einklang mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres.
Aus diesem Grund brauchen wir eine Globale Koalition für soziale Gerechtigkeit. Diese Koalition schafft eine Plattform, die ein breites Spektrum an internationalen Organisationen und Interessengruppen zusammenbringt. Sie wird die soziale Gerechtigkeit als Grundpfeiler des globalen Aufschwungs positionieren, im Mittelpunkt aller politischen Maßnahmen auf nationaler, regionaler und globaler Ebene. Insgesamt wird sie dafür sorgen, dass der Mensch im Mittelpunkt unserer Zukunft steht.
Wir haben die Chance, die Welt, in der wir leben, neu zu gestalten - wirtschaftlich, sozial und ökologisch. Lassen Sie uns diese Gelegenheit nutzen und den Aufbau gerechter und widerstandsfähiger Gesellschaften vorantreiben, die dauerhaften Frieden und soziale Gerechtigkeit ermöglichen.
Der 1. Mai ist weithin bekannt als Tag der Arbeit, ein Tag, an dem wir die Leistung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit würdigen. Es ist ein Moment des Stolzes, der Feier und der Hoffnung.
Nach drei Jahren COVID-19-Krise, gefolgt von Inflation, Konflikten und Krisen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Energie, ist dies mehr denn je dringend nötig. Doch die während der Pandemie gemachten Versprechungen der Erneuerung, des "Wiederaufbaus", haben sich für die große Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit bisher nicht erfüllt.
Weltweit sinken die Reallöhne, die Armut nimmt zu, und Ungleichheit scheint sich stärker denn je zu verfestigen. Zahlreiche Unternehmen wurden hart getroffen, da sie nicht in der Lage waren, mit den vielen parallelen Krisen umzugehen. Besonders betroffen waren Klein- und Kleinstunternehmen, viele mussten ihren Betrieb ganz einstellen.
Viele Menschen haben das Gefühl, dass ihre Entbehrungen während der COVID-19-Krise nicht anerkannt werden, geschweige denn gewürdigt. Ihre Stimmen werden nicht ausreichend gehört. Gepaart mit der wahrgenommenen Perspektivlosigkeit steigt das Misstrauen Betroffener auf ein besorgniserregendes Maß.
Doch es muss nicht so sein. Wir haben unser Schicksal noch immer selbst in der Hand. Wenn wir jedoch eine neue, stabilere und gerechtere Welt wollen, müssen wir einen anderen Weg einschlagen. Auf diesem Weg muss soziale Gerechtigkeit im Vordergrund stehen.
Ich bin davon überzeugt, dass dies nicht nur machbar ist, sondern essenziell für eine nachhaltige und stabile Zukunft. Aber wie gelangen wir dorthin?
In erster Linie muss unsere Politik und unser Handeln die Menschen in den Mittelpunkt stellen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sowohl ihr materielles Wohlergehen als auch ihre persönliche Entwicklung unter den Bedingungen von Freiheit und Würde, wirtschaftlicher Stabilität und Chancengleichheit zu verfolgen. Dieser Ansatz wurde schon 1944 von den Mitgliedsländern der ILO in der Erklärung von Philadelphia festgelegt.
In diesem visionären Dokument werden die Grundsätze für unser Wirtschafts- und Sozialsystem dargelegt. Demnach sollen diese nicht ausschließlich auf die Erreichung bestimmter Wachstumsraten oder anderer statistischer Werte ausgerichtet sein, sondern auf die Bedürfnisse und Ziele der Menschen. Das bedeutet, dass wir uns auf Ungleichheit, Armutsbekämpfung und den grundlegenden Sozialschutz konzentrieren müssen. Am wirksamsten lässt sich dies durch die Bereitstellung guter Arbeitsplätze erreichen, damit die Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten und sich eine eigene Zukunft aufbauen können - "menschenwürdige Arbeit für alle", wie es im Sustainable Development Goal 8 heißt.
Was bedeutet das konkret? Eine Reihe von Maßnahmen sind essentiell: wir müssen die langfristigen strukturellen Veränderungen unserer Zeit realistisch angehen und zugleich dafür sorgen, dass neue Technologien Beschäftigung schaffen und fördern. Wir müssen proaktiv die Herausforderungen des Klimawandels angehen und sicherstellen, dass Unternehmen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von der klimaneutralen Wirtschaft profitieren. Auf dem Weg dorthin brauchen wir Unterstützung für Weiterbildung und weitere Übergangsmaßnahmen, eine "just transition". Wir müssen den demografischen Wandel als "Dividende" und nicht als Problem betrachten und Maßnahmen in den Bereichen Qualifizierung, Migration und Sozialschutz unterstützen, um den Zusammenhalt und die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft zu stärken.
Wir müssen auch die Konstruktion unserer Sozial- und Wirtschaftssysteme umgestalten, damit sie diesen Kurswechsel hin zu sozialer Gerechtigkeit unterstützen, anstatt uns weiterhin in eine politische "Endlosschleife" der Ungleichheit und Instabilität zu führen. Wir müssen die Gewerkschaften und Arbeitgebervertretungen stärken, damit der soziale Dialog wirksam und energisch geführt werden kann. Wir müssen die Gesetze und Verordnungen der Arbeitswelt verbessern, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schützen und nachhaltige Unternehmen zu unterstützen.
Um all dies zu erreichen, müssen wir uns neu auf internationale Zusammenarbeit und Solidarität besinnen. Wir müssen unsere Anstrengungen verstärken und für mehr politische Konsistenz sorgen, insbesondere innerhalb des multilateralen Systems, ganz im Einklang mit UN-Generalsekretär Antonio Guterres.
Aus diesem Grund brauchen wir eine Globale Koalition für soziale Gerechtigkeit. Diese Koalition schafft eine Plattform, die ein breites Spektrum an internationalen Organisationen und Interessengruppen zusammenbringt. Sie wird die soziale Gerechtigkeit als Grundpfeiler des globalen Aufschwungs positionieren, im Mittelpunkt aller politischen Maßnahmen auf nationaler, regionaler und globaler Ebene. Insgesamt wird sie dafür sorgen, dass der Mensch im Mittelpunkt unserer Zukunft steht.
Wir haben die Chance, die Welt, in der wir leben, neu zu gestalten - wirtschaftlich, sozial und ökologisch. Lassen Sie uns diese Gelegenheit nutzen und den Aufbau gerechter und widerstandsfähiger Gesellschaften vorantreiben, die dauerhaften Frieden und soziale Gerechtigkeit ermöglichen.