Erneuerbare Energien und grüne Jobs

Weltweit 12,7 Millionen Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien

Ein neuer Bericht bestätigt den Zuwachs von Arbeitsplätzen im Sektor erneuerbare Energien trotz aktueller Krisen und fordert gezielte Industriestrategien zur Schaffung stabiler Lieferketten und menschenwürdiger Arbeit.

Pressemitteilung | 23. September 2022
© Stéphane Bellerose / UNDP
GENF (ILO News) – Laut einem neuen Bericht ist die Anzahl der Beschäftigten im Bereich erneuerbare Energien trotz den Nachwirkungen der COVID-19 Pandemie und der wachsenden Energiekrise letztes Jahr um 700 000 neue Stellen auf 12,7 Millionen angewachsen.

Renewable energy and Jobs: Annual Review 2022“ sieht das heimische Marktvolumen neben Arbeitskosten und anderen Kosten als Hauptfaktor für die Schaffung neuer Arbeitsplätze in diesem Sektor. Solarenergie ist dabei der Sektor mit dem schnellsten Wachstum. 2021 waren im Bereich Solarenergie 4,3 Millionen Menschen angestellt, mehr als ein Drittel der weltweit im Bereich erneuerbare Energie Beschäftigten. Der aktuelle Bericht wurde von der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) in Zusammenarbeit mit der ILO während des Global Clean Energy Action Forums in Pittsburgh in den USA vorgestellt.

Angesichts der zunehmenden Besorgnis über den Klimawandel, den Wiederaufbau nach COVID-19 und die Unterbrechung von Lieferketten wächst das staatliche Interesse an einer Rückführung der Lieferketten in den nationalen Kontext und eine Schaffung von Arbeitsplätzen im heimischen Markt. Der Bericht beschreibt, welche Schlüsselrolle starke inländische Märke bei den Bemühungen um eine „saubere“ Industrialisierung spielen. Auch die Entwicklung von Exportkapazitäten für Technologien im Bereich erneuerbare Energien ist wesentlich von den inländischen Märkten abhängig.

Francesco La Camera, der Generaldirektor der IRENA, konstatiert, dass Arbeitsplätze im Sektor erneuerbare Energien resilient sind und sich als verlässlicher Job-Motor erwiesen und betont: „Lokale Lieferketten zu etablieren schafft nicht nur neue Geschäftschancen und neue Jobs für die Menschen vor Ort, sondern erhöht die Zuverlässigkeit von Lieferketten und trägt so zu einer allgemein höheren Energiesicherheit bei.“

Der Bericht zeigt, dass mehr und mehr Länder Arbeitsplätze in den erneuerbaren Energien schaffen. Von allen neu geschaffenen Stellen entfallen fast zwei Drittel auf Asien. Allein China hat einen Anteil von 42% an allen neu geschaffenen Stellen weltweit, gefolgt von der EU und Brasilien mit je 10% und den USA und Indien mit je 7%.

„Jenseits der Zahlen ist eine vermehrte Schwerpunktsetzung auf die Qualität der Arbeitsplätze und der Arbeitsbedingungen im Bereich der erneuerbaren Energien festzustellen, um menschenwürdige und produktive Beschäftigung sicherzustellen. Der wachsende Anteil von Frauen zeigt, dass gezielte Maßnahmen und Schulungen den Frauenanteil in Berufen und die Inklusion in diesem Sektor erhöhen und so zu einer gerechten Transformation der Wirtschaft für alle beitragen können. Ich ermuntere Regierungen sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände weiterhin engagiert auf eine nachhaltige Energiewende, die für die Zukunft der Arbeit unerlässlich ist, hinzuwirken“, betont Guy Ryder, Generaldirektor der ILO.

In Bezug auf regionale und nationale Entwicklungen kommt der Bericht zu folgenden Erkenntnissen: Südostasiatische Staaten sind vermehrt zu großen Produktionsstandorten für Photovoltaikanlagen und Produzenten von Biotreibstoffen geworden. China ist der Hauptproduzent und -errichter von Solarpanelen und schafft eine wachsende Anzahl Jobs im Bereich Offshore-Windenergie. Indien hat mehr als 10 Gigawatt Solarenergie zugebaut und so zwar viele Arbeitsstellen in der Installation von Solarpanelen geschaffen, ist jedoch weiterhin stark von importierten Solaranlagen abhängig.

Europa hat aktuell einen Marktanteil von ungefähr 40% bei der Herstellung von Windkraftanlagen und ist der wichtigste Exporteur von Equipment für Windkraftanlagen. Zudem versucht Europa, seine produzierende Industrie für Solaranlagen wiederaufzubauen. Afrikas Rolle in diesem Sektor ist immer noch begrenzt, allerdings weist der Bericht auch hier auf wachsende Jobchancen im Bereich der dezentralen Energieversorgung hin, als Unterstützung für lokalen Handel und Landwirtschaft sowie andere ökonomische Aktivitäten.

Der Bericht betont zuletzt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien auch mit entsprechenden politischen Maßnahmen, z.B. eine geregelte Ausbildung für Arbeitnehmer*innen, unterfüttert werden muss, um sicherzustellen, dass die neu geschaffenen Arbeitsplätze qualitativ hochwertig, gut bezahlt, menschenwürdig und inklusiv sind. So kann eine gerechte Transformation erreicht werden.

Über die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (IRENA)
IRENA ist die führende intergouvernementale Organisation für die globale Energiewende und unterstützt Staaten in ihrer Transformation hin zu einer Zukunft mit einer nachhaltigen Energieversorgung. Sie dient als Hauptplattform für internationale Kooperation, als Exzellenzzentrum und Repositorium für politisches, technologisches, finanzielles und ressourcenbezogenes Wissen zu erneuerbaren Energien. Mit 168 Mitgliedern (167 Mitgliedstaaten und die EU) und 16 Staaten im Beitrittsprozess fördert IRENA die großflächige Einführung und nachhaltige Nutzung aller Formen von erneuerbaren Energien für nachhaltige Entwicklung, Zugang zu Energie, Energiesicherheit und vom CO2-Ausstoß entkoppeltes wirtschaftliches Wachstum und wirtschaftlichen Wohlstand.

Über die ILO
Die ILO wurde 1919 gegründet und ist die einzige dreigliedrige UN-Agentur. Sie bringt Regierungen, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände aus ihren 187 Mitgliedstaaten zusammen, um Arbeitsnormen festzulegen, politische Strategien zu entwickeln und Programme zur Förderung menschenwürdiger Arbeit für alle zu entwerfen.