Zehn Jahre ILO-Übereinkommen 189 - Menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte

Hausangestellte kämpfen immer noch für Gleichberechtigung und menschenwürdige Arbeit

Am zehnten Jahrestag des Übereinkommens über menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Hausangestellte legt die COVID-19-Pandemie die anhaltende Verwundbarkeit von Hausangestellten auf dem Arbeitsmarkt offen

Nachricht | 15. Juni 2021
© Alex Proimos
Genf (ILO News) - Zehn Jahre nach der Verabschiedung eines historischen Übereinkommens der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), das die Arbeitsrechte von Hausangestellten bestätigt, kämpfen diese immer noch darum, als Beschäftigte und Dienstleistende anerkannt zu werden.  

Die Arbeitsbedingungen für viele haben sich in dem letzten Jahrzehnt nicht verbessert und haben sich durch die COVID-19-Pandemie noch verschlechtert, so ein neuer Bericht der ILO. Auf dem Höhepunkt der Krise lag der Arbeitsplatzverlust bei Hausangestellten in der Mehrzahlder europäischen Ländern sowie in Kanada und Südafrika zwischen 5 und 20 Prozent. In Nord-, Mittel- und Südamerika war die Situation mit einem Verlust von 25 bis 50 Prozent noch gravierender. Im gleichen Zeitraum verloren ca 15 Prozent derBeschäftigten in der Mehrzahl der LänderIhre Arbeitsplatz.

Die Daten des Berichts zeigen, dass die 75,6 Millionen Hausangestellte  - immerhin 4.5 Prozent der Beschäftigten weltweit - weltweit erheblich von den Arbeitsplatzverlusten betroffen waren,, was sich wiederum auf die Haushalte auswirkt, die auf sie angewiesen sind, um den täglichen Betreuungsbedarf zu decken.

Die COVID-19-Pandemie hat die ohnehin schon sehr schlechten Arbeitsbedingungen noch verschlimmert, heißt es in dem ILO Bericht. Hausangestellte wurden durch die Auswirkungen der Pandemie noch verwundbarer, die seit langem bestehenden Lücken im Arbeits- und Sozialschutz haben sich vollständig niedergeschlagen. Dies gilt insbesondere für die mehr als 60 Millionen Hausangestellte in der informellen Wirtschaft.

Die Krise hat die dringende Notwendigkeit hervorgehoben, die Hausarbeit zu formalisieren, um den Zugang von Beschäftigten zu menschenwürdiger Arbeit zu gewährleisten, beginnend mit der Ausweitung und Umsetzung von Arbeits- und Sozialversicherungsgesetzen und -systemen auf alle Hausangestellten"

Guy Ryder, ILO Director-General
"Die Krise hat die dringende Notwendigkeit hervorgehoben, die Hausarbeit zu formalisieren, um den Zugang von Beschäftigten zu menschenwürdiger Arbeit zu gewährleisten, beginnend mit der Ausweitung und Umsetzung von Arbeits- und Sozialversicherungsgesetzen und -systemen auf alle Hausangestellten", sagte ILO-Generaldirektor Guy Ryder.

Vor zehn Jahren wurde die Verabschiedung des Übereinkommens über Hausangestellte als Durchbruch für die vielen Millionen Hausangestellte auf der ganzen Welt gefeiert - die meisten von ihnen waren und sind Frauen.  
Seitdem hat es einige Fortschritte gegeben – die Anzahl der Hausangestellten, die gänzlich vom Geltungsbereich der Arbeitsgesetze und -vorschriften ausgeschlossen sind, ist um 16 Prozentpunkte gefallen. Eine große Anzahl von Hausangestellten (36 Prozent) ist jedoch nach wie vor vollständig von den Arbeitsgesetzen ausgeschlossen, was auf die dringende Notwendigkeit hinweist, Gesetzeslücken zu schließen, insbesondere in Asien und dem parifischen Raum sowie in den arabischen Staaten, wo die Lücken am größten sind.

Selbst dort, wo Beschäftigte in haushaltsnahen Dienstleistungen durch Arbeits- und Sozialversicherungsgesetze abgedeckt sind, bleibt es bei Ausgrenzung und Informalität. Dem ILO Bericht zufolge genießt nur einer von fünf (18,8 Prozent) im Haushalt beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen effektiven beschäftigungsbezogenen Sozialversicherungsschutz.

Die Hausarbeit ist nach wie vor ein von Frauen dominierter Sektor, in dem 57,7 Millionen Frauen beschäftigt sind, die widerum 76,2 Prozent der Hausangestellten ausmachen. Während Frauen in Europa und Zentralasien sowie in Nord- und Südamerika die Mehrheit der Beschäftigten ausmachen, sind in den arabischen Staaten (63,4 Prozent) und in Nordafrika mehr Männer als Frauen beschäftigt, und in Südasien stellen sie knapp die Hälfte aller Hausangestellten (42,6 Prozent).  

Die überwiegende Mehrheit der Hausangestellten ist in zwei Regionenkonzentriert: Etwa die Hälfte (38,3 Millionen) ist in Asien und dem Pazifikraum, dies  auf Grund der hohen Zahl von Hausangestellten in China; ein weiteres Viertel (17,6 Millionen) in Amerika.

Hausangestellte sind heute besser organisiert und können sich selbst vertreten, um ihre Ansprüche  und Interessen zu vertreten. Ihre Organisationen sowie die Organisationen der Arbeitgeber von Hausangestellten spielen eine Schlüsselrolle bei den Fortschritten. Sozialpartnerschaft ist auch hier der entscheidende Faktor.