Covid-19 and the world of work, 6th Edition

COVID-19 führt weltweit zu massiven Arbeits- und Einkommensverlusten

Die Internationale Arbeitsorganisation stellt ihren 6. COVID-19 Monitor zur Welt der Arbeit vor. Die Analyse der Auswirkungen von COVID-19 auf den Arbeitsmarkt zeigt einen massiven Rückgang des Arbeitseinkommens und eine Konjunkturlücke, welche die Ungleichheit zwischen reicheren und ärmeren Ländern zu vergrößern droht.

Nachricht | 23. September 2020
© ILO
Das weltweite Arbeitseinkommen ist in den ersten drei Quartalen 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum schätzungsweise um 10,7 Prozent oder 3,5 Milliarden US-Dollar gesunken. In dieser Zahl ist die Einkommensunterstützung durch staatliche Maßnahmen nicht enthalten. Damit sind die Verluste um einiges höher, als noch in der letzten Ausgabe des COVID-19 Monitors im Juni angenommen.

Die Schätzung für das zweite Quartal 2020 ging noch davon aus, dass 14 Prozent der globalen Arbeitszeit verloren geht, was 400 Millionen Vollzeitbeschäftigten entspricht. Diese Schätzung wird nun auf 17,3 Prozent oder 495 Millionen Vollzeitstellen angehoben. Im dritten Quartal 2020 wird ein Arbeitszeitverlust von 12,1 Prozent erwartet, der 345 Millionen Vollzeitstellen entspricht. Auch für das vierte Quartal werden die Schätzungen angepasst. Der projizierte Arbeitszeitverlust liegt bei 8.6 Prozent oder 245 Millionen Vollzeitstellen.

Während viele strenge Maßnahmen am Arbeitsplatz gelockert wurden, gibt es zwischen den Regionen erhebliche Unterschiede. 94 Prozent der Arbeitnehmer befinden sich immer noch in Ländern mit Arbeitsplatzbeschränkungen, 32 Prozent befinden sich sogar in Ländern mit Schließungen für alle außer wesentlichen Arbeitsplätzen.

Warum diese Negativkorrektur?

Viele Länder kämpfen weiterhin darum, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Dies geht auch mit einer Verschlechterung der Beschäftigungssituation einher. Zudem sind neue Daten über Arbeitnehmer in Entwicklungs- und Schwellenländern verfügbar. Diese Volkswirtschaften sind im großen Ausmaß ökonomisch von der Pandemie betroffen.

Die größten Auswirkungen sind in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen zu verzeichnen. Dort beträgt der Verlust bei den Einkommen mehr als 15 Prozent. Genau diese Länder haben zudem die schwächsten Sozialschutzsysteme. In der Konsequenz heißt dies: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind sehr selten finanziell gegen Einkommensverluste oder den Arbeitsplatzverlust abgesichert.

Der ILO Report weist auch darauf hin, dass der Rückgang der Arbeitszeitverluste eher auf Inaktivität als auf Arbeitslosigkeit zurückzuführen ist. Diese Erkenntnis hat wichtige politische Auswirkungen.

Das Problem der Konjunkturlücke

In der 6. Ausgabe des Monitors wird auch die Wirksamkeit fiskalischer Anreize bei der Linderung der Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt untersucht.

Länder wie Deutschland haben umfangreiche Konjunkturpakete eingeführt. Die Analysen zu Ländern mit ausreichend Daten für das zweite Quartal 2020 zeigen deutlich, dass diese Konjunkturpakete dem Arbeitsplatzverlust entgegenwirken. Eine Erhöhung der globalen Konjunkturpakete um 1 Prozent des jährlichen BIP hätte in diesem Zeitraum Arbeitsstundenverluste um 0,8 Prozentpunkte verringert.

Problematisch ist, dass gerade Entwicklung- und Schwellenländer die Konjunkturpakete aus eigener finanzieller Kraft nicht stemmen können. Eine größere Ungleichheit zwischen den Ländern ist die Folge.

Die ILO schätzt diese Finanzierungslücke auf 982 Milliarden US-Dollar. Das ist die Summe, die Entwicklungs- und Schwellenländer benötigen, um finanzielle Unterstützung für verlorene Arbeitszeit zu gewährleisten, die einkommensstarker Länder entspricht. Die Summe hört sich nach viel an, im Verhältnis ist sie das aber nicht unbedingt. In einkommensschwachen Ländern liegt die Finanzierungslücke zum Beispiel bei 45 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht weniger als 1 Prozent der Konjunkturpakete von Länder mit hohen Einkommen.

Der Blick nach Vorne

„So wie wir unsere Anstrengungen zur Bekämpfung des Virus verdoppeln müssen, müssen wir dringend und angemessen handeln, um seine wirtschaftlichen, sozialen und beschäftigungspolitischen Auswirkungen zu überwinden. Dazu gehört die nachhaltige Unterstützung von Arbeitsplätzen, Unternehmen und Einkommen “, sagte Guy Ryder, Generaldirektor der ILO.

„Während sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York versammelt, muss die internationale Gemeinschaft dringend eine globale Strategie für die Wiederherstellung des sozialen Dialogs, Zusammenarbeit und Solidarität festlegen. Keine Gruppe, kein Land und keine Region kann diese Krise alleine überwinden “, schlussfolgerte er.

Es braucht nach wie vor einen klugen Mix aus gesundheits- und sozialpolitischen sowie ökonomischen Maßnahmen. Dabei ist davon auszugehen, dass eine vorzeitige Lockerung der Maßnahmen zum Gesundheitsschutz die Verlängerung der Pandemie bedeuten kann. In der Folge würde dies die Arbeitsmarktsituation weiter verschlechtern.

Darüber hinaus wird mehr als deutlich, dass Unterstützung für Arbeitsplätze und Arbeitseinkommen erforderlich sind und bleiben – auch im Jahr 2021. Nur so können Beschäftigung, Unternehmen und Einkommen gesichert werden.