World Employment and Social Outlook – Trends 2017

ILO: Globale Arbeitslosigkeit steigt 2017 um 3,4 Millionen Menschen

Globales Wirtschaftswachstum ist zu gering zur Schaffung von genügend menschenwürdigen Arbeitsplätzen.

Nachricht | 12. Januar 2017

Genf (ILO News) – Für 2017 wird ein moderater Anstieg der globalen Arbeitslosenrate von 5,7 auf 5,8 Prozent erwartet, das entspricht einem Anstieg um 3,4 Millionen arbeitslosen Menschen, so der neue ILO-Bericht „World Employment and Social Outlook – Trends 2017 (WESO)“.

2017 wird die Anzahl der arbeitslosen Menschen weltweit auf über 201 Millionen prognostiziert  – mit einem erneuten Anstieg um 2,7 Millionen im Jahr 2018. Das Angebot an guter Arbeit hält mit dem Anstieg der Erwerbsbevölkerung  nicht Schritt.

Tabelle 1. Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung, working poverty Trends und Projektionen, 2016–18

 

 

 

 

Arbeitslosigkeit (Millions)

Arbeitslosenquote (Prozent)

 

2016

2017

2018

2016

2017

2018

Welt*

197.7

201.1

203.8

5.7

5.8

5.8

Industrieländer

38.6

37.9

38.0

6.3

6.2

6.2

Schwellenländer

143.4

147.0

149.2

5.6

5.7

5.7

Entwicklungsländer

15.7

16.1

16.6

5.6

5.5

5.5

 

Prekäre Beschäftigung (Prozent)

Working Poverty Quote (Prozent)

 

2016

2017

2018

2016

2017

2018

Welt*

42.9

42.8

42.7

29.4

28.7

28.1

Industrieländer

10.1

10.1

10.0

..

..

..

Schwellenländer

46.8

46.5

46.2

25.0

24.3

23.7

Entwicklungsländer

78.9

78.7

78.5

69.0

67.9

66.7

Note: Zahlen für  2017 und 2018 sind Projektionen. Die Working Poverty Quote ist definiert als Anteil der Ewerbsbevölkerung in extremer oder moderater Armut, d.h. mit einer Jahreseinkommen oder Konsum von weniger als 3,10 US-Dollar pro Tag. * Industrieländer sind in den Zahlen für „Welt“ nicht enthalten.

Quelle: ILO’s Trends Econometric Models, November 2016.

 


“Wir stehen vor der doppelte Herausforderung, die Schäden in Folge der globalen Wirtschaft-und Sozialkrise zu beheben und genügend gute Arbeitsplätze für Millionen Menschen zu schaffen, die jedes Jahr neu in das Erwerbsleben eintreten,“ so ILO-Generaldirektor Guy Ryder.

„Das Wirtschaftswachstum ist enttäuschend und entwickelt sich zu schwach. Dies betrifft das Wachstumsniveau generell als auch die Möglichkeit, genügend Arbeitsplätze zu schaffen, was zu einer besorgniserregenden Entwicklung in der globalen Wirtschaft führt. Das beharrlich hohe Niveau an prekären Arbeitsplätzen, zusammen mit einem Abbau von qualifizierter Beschäftigung – selbst in den Ländern mit vergleichsweise guten Wirtschaftsdaten -  ist alarmierend. Wir müssen sicherstellen, dass die Gewinne des Wachstums allen zugute kommen“, so Guy Ryder.

Der Bericht belegt, dass prekäre Formen der Beschäftigung – darin einbezogen sind mitarbeitende Familienangehörige und bestimmte Gruppen von Selbständigen – für das Jahr 2017 bei über 42 Prozent der Gesamtbeschäftigung liegt, das sind 1,4 Milliarden Menschen weltweit.

Zwei von drei Menschen in Schwellenländern arbeiten in prekären Beschäftigungsformen, in Entwicklungsländern liegt die Zahl bei mehr als vier von fünf Arbeitern. Der Anstieg der Menschen in prekärer Beschäftigung wird auf 11 Millionen pro Jahr geschätzt, Südasien und Sub-Sahara-Afrika sind überproportional betroffen.

Gegensätzliche regionale Trends

Die Herausforderungen der Arbeitslosigkeit sind besonders akut in Lateinamerika und der Karibik, wo die Einschnitte der letzten Rezession auch im Jahr 2017 ihre Fortsetzung finden. Sub-Sahara-Afrika befindet sich inmitten des geringsten Wirtschaftswachstums innerhalb der letzten zwei Dekaden. Beide Regionen sind mit einem starken Anstieg junger Menschen im erwerbsfähigen Alter konfrontiert.

Zur Darstellung globaler "Employment Trends" klicken Sie bitte auf die Karte

Für 2017 wird im Gegensatz dazu die Arbeitslosigkeit in Industrieländern auf 6,2 Prozent (von 6,3 Prozent) fallen. Die Erholung auf dem Erbeitsmarkt erfolgt zu langsam und es zeigen sich Anzeichen für strukturelle Arbeitslosigkeit. In Europa und Nordamerika verharrt die Langzeitarbeitslosigkeit auf hohem Niveau, verglichen mit den Vorkrisen-Jahren. Im Fall von Europa steigen diese Zahlen weiter, auch bei geringerer Arbeitslosenquote ingesamt.

Mangel an menschenwürdiger Arbeit verstärkt  sozialen Unfrieden und Migrationsbereitschaft

Die Erfolgsaussichten der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, die Armut abzuschaffen, wird durch den langsamen Rückgang in der Gruppe der Working Poverty gefährdet, so ein weiterer Befund des Berichts. Nach diesen Schätzungen wird die Anzahl der Arbeiter in Entwicklungsländern, die weniger als 3,10 US-Dollar pro Tag verdienen, auf mehr als 5 Millionen über die nächsten zwei Jahre ansteigen.

Globale Unsicherheit und der Mangel an menschenwürdiger Arbeit verstärkt sozialen Unfrieden und die Migrationsbereitschaft in vielen Teilen der Welt.

Zwischen 2009 und 2016 erhöhte sich der Anteil der Erwerbsbevölkerung mit Migrationsbereitschaft in fast allen Weltregionen, außer in Südasien, Südostasien und dem Pazifik. Der stärkste Anstieg ist in Lateinamerika, der Karibik und in den Arabischen Staaten zu verzeichnen.

Aufruf zur Internationalen Zusammenarbeit

Koordinierte Bemühungen für fiskalische Anreize in den Ländern und ein Anstieg der öffentlichen Investitionen im Rahmen der Möglichkeiten würde einen sofortigen Anstoß für die globale Wirtschaft geben und die weltweite Arbeitslosigkeit für 2018 um nahezu zwei Millionen verringern, gemessen an der Prognose der ILO. Diese Maßnahmen erfordern jedoch internationale Kooperation.

Die Beförderung von gerechtem und inklusivem Wirtschaftswachstum erfordert einen multidimensionalen Ansatz, der die zugrundeliegenden Ursachen der Stagnation, wie Einkommensungleichheiten einbezieht, so resümiert "World and Social Outlook - Trends 2017".