Welttag für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2015
ILO-Generaldirektor: Wir brauchen eine Präventionskultur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
ILO-Generaldirektor Guy Ryder zum Welttag für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2015

Während die Medien zu einem anderen Thema wechseln, bleibt die Arbeit unter risikoreichen Bedingungen der Alltag und die oft unmerkliche Bedrohung für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Zahlen sind eindringlich: Mehr als 313 Millionen Arbeitnehmer erleiden jedes Jahr nicht-tödliche Arbeitsunfälle, das entspricht 860.000 verletzte Menschen pro Tag. An jedem Tag sterben 6.400 Menschen durch Arbeitsunfälle, das sind 2,3 Millionen Tote jedes Jahr. Arbeitsbedingte Unfälle und Krankheiten belegen zweifellos einen der ersten Plätze der weltweiten Rangliste der Gesundheitsprobleme.
Ökonomische Rezession und Druck zur Profitmaximierung können und dürfen Einsparungen bei der Arbeitsplatzsicherheit nicht rechtfertigen.
Denn der Preis dafür bleibt hoch: Vier Prozent des globalen Bruttosozialprodukts, dies entspricht bemerkenswerten 2,8 Billionen US-Dollar, betragen die jährlichen Kosten für verlorene Arbeitszeit, Produktionsunterbrechungen, Behandlung von Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten, Rehabilitation und Entschädigung.
Schon lange vor der Seoul-Erklärung von 2008 hat die ILO Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit als grundlegendes Arbeitsrecht anerkannt. Es ist Zeit, dieses Menschenrecht für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer überall auf der Welt in die Realität umzusetzen.
Und Prävention lohnt sich: Gute Politik für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zahlt sich aus.
Anlässlich des heutigen Welttags für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit ruft die ILO eindringlich dazu auf, weltweit eine Präventionskultur für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit umzusetzen.
Was umfasst eine nationale Präventionskultur für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit?
- Das Recht auf eine sichere und gesunde Arbeitsumwelt muss auf allen Ebenen respektiert werden.
- Dies hat eine aktive Beteiligung aller Interessensvertretungen zur Gewährleistung einer sicheren und gesunden Arbeitsumwelt durch ein System definierter Rechte, Verantwortlichkeiten und Pflichten zur Folge.
- Wir müssen dem Vorsorgeprinzip höchste Priorität einräumen.
Wie schaffen und erhalten wir eine Präventionskultur?
Dies erfordert den Einsatz vieler Partner: Regierungen, Arbeitnehmer und Arbeitgeber und ihre Organisationen, Spezialisten und Experten müssen gemeinsam daran arbeiten.
Der konstruktive Dialog innerhalb dieser Gruppen fördert die Konsensbildung und demokratische Beteiligung aller, die in der Welt der Arbeit zusammen arbeiten.
Es ist Zeit, die Errungenschaften für Gesundheit und Sicherheit bei der Arbeit in der Prävention zu verankern. Wir müssen gute Praxis kommunizieren, fördern und am eigenen Arbeitsplatz umsetzen sowie Partnerschaften für schnelleren Fortschritt zum Aufbau einer weltweiten Präventionskultur bilden.
Bewusstseinsbildung und Wissen über berufliche Gefahren und Risiken, ihre Vermeidung und Kontrolle sind Schlüsselelemente in diesem Prozess. Gute Politik stärkt die Kapazitäten der Behörden und erleichtert Aktivierung nationaler und internationaler Ressourcen. Die kluge Verwendung solcher Ressourcen setzt die Schaffung und Umsetzung einer wirksamen nationalen Strategie zur Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit voraus. Das Ziel sollte sein, die Präventionsstrategie auf alle Sektoren auszuweiten, einschließlich kleinste und kleiner Unternehmen, der informellen Wirtschaft und der Landwirtschaft.
Jede und jeder von uns kann zur Vermeidung von Berufskrankheiten und Berufsunfällen etwas beitragen. Ich lade alle ein, die neue ILO-Kampagne zum Welttag für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu nutzen. Denn: Zusammen können wir eine Präventionskultur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz aufbauen.