Sozialer Schutz ist entscheidend im Kampf gegen Kinderarbeit

Neuer ILO-Bericht über Kinderarbeit zeigt, warum Maßnahmen wie Barauszahlungen für Arme oder Krankenversicherung den Ausschlag dafür geben, ob ein Kind den Tag mit Spielen und Lernen verbringt oder mit Arbeit.

Nachricht | 26. April 2013
Der Sozialpolitik kommt im Kampf gegen die Kinderarbeit eine Schlüsselrolle zu. Dies ist das Ergebnis des globalen Berichts der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über Kinderarbeit. Derzeit müssen der letzten Erhebung der ILO von 2010 zufolge weltweit rund 215 Millionen Kinder auf der Welt arbeiten. 115 Millionen davon sind von den schlimmsten Formen der Kinderarbeit betroffen wie zum Beispiel Prostitution oder gefährliche Arbeit in Minen.

In dem neuen Bericht untersucht das ILO-Programm zur Abschaffung der Kinderarbeit (IPEC) die Auswirkungen unterschiedlicher sozialpolitischer Maßnahmen wie Barauszahlungen, medizinische Grundversorgung oder Altersversicherung auf die Situation der Kinder.

Als ein positives Beispiel wird das Bolsa-Família-Programm in Brasilien genannt. Dieses sieht die Auszahlung eines bestimmten Betrages an arme Familien vor unter der Bedingung, dass die Kinder die Schule besuchen. Dieses Programm hat einen wesentlichen Beitrag zur Verminderung der Kinderarbeit sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten Brasiliens geleistet. In Kambodscha wiederum ging die Kinderarbeit durch die Einführung eines Stipendienprogramms, das ebenfalls Barauszahlungen vorsieht, um zehn Prozent zurück.

Der Bericht ist der erste in einer künftig einmal pro Jahr veröffentlichten Reihe, in der Forschungsergebnisse über Kinderarbeit und Sozialpolitik präsentiert werden. Diese steht im Kontext der von der Globalen Kinderarbeitskonferenz 2010 in Den Haag beschlossenen Roadmap zur Abschaffung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis 2016.

Er zitiert unter anderem aus einer Untersuchung in Guatemala: Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder arbeiten, ist spürbar geringer in Haushalten, in denen mindestens ein Mitglied über eine Krankenversicherung verfügt. Ebenfalls untersucht wurde die Bedeutung einer Alterssicherung. So leben in Botswana, Malawi, Namibia und einer Reihe weiterer afrikanischer Staaten die Hälfte oder mehr aller Waisen bei ihren Großeltern. In diesen Haushalten spielt die Einkommenssicherheit für alte Menschen eine wichtige Rolle für die Verminderung der Kinderarbeit.

„Dieser Report trägt zu einem besseren Verständnis der wirtschaftlichen und sozialen Ursachen von Kinderarbeit bei“, sagte IPEC-Direktorin Constance Thomas. „Er belegt eindeutig, dass Investitionen in den sozialen Basisschutz ein entscheidender Bestandteil des Kampfes gegen die Kinderarbeit ist. Dies schließt den Zugang zu menschenwürdiger Arbeit für Erwachsene sowie Schul- und Ausbildung für die Kinder ein.“

ILO-Schätzungen zufolge verfügen mehr als fünf Milliarden Menschen – rund drei Viertel der Weltbevölkerung – über keinen ausreichenden Zugang zu einem umfassenden Sozialschutz. Der Aufbau sozialer Schutzsysteme entsprechend der im vergangenen Jahr von der ILO verabschiedeten Empfehlung über sozialen Basisschutz sollte dem Bericht zufolge ein zentraler Bestandteil der nationalen Strategien zur Bekämpfung der Kinderarbeit ein. Nationale Basis Schutzsysteme sehen eine finanzielle Grundsicherung in allen Lebensphasen sowie Zugang zu medizinischer Grundversorgung vor.