Globale Beschäftigungstrends 2010

Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr auf dem höchsten Stand aller Zeiten

Nachricht | 27. Januar 2010
212 Millionen Menschen auf der Welt waren nach Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) im vergangenen Jahr arbeitslos, fast 34 Millionen mehr als im Jahr 2007 vor dem Ausbruch der Krise und mehr als je zuvor. Das entspricht einer durchschnittlichen Arbeitslosenrate von 6,6 Prozent. Trotz des erwarteten Wachstums der Weltwirtschaft um 3,1 Prozent in diesem Jahr erwartet die ILO, dass die Arbeitslosenrate mit rund 6,5 Prozent auf einem nach wie vor hohen Stand verharrt.

Obwohl die Wirtschaft schon zum Ende des Jahres 2009 wieder auf Wachstumskurs ging, zeichnet sich auf den Arbeitsmärkten also noch keine Erholung ab. Dies betrifft vor allem die Industrieländer einschließlich der EU, wo 2010 weitere 3 Millionen Menschen ihre Arbeit verlieren dürften.

Seit Beginn der Krise 2007 ist in den Industrieländern die Zahl der Arbeitslosen bereits um mehr als 13,7 Millionen gestiegen - um 12 Millionen allein im Jahr 2009. Die Arbeitslosenquote stieg von durchschnittlich 5,7 Prozent 2007 auf 8,4 Prozent im vergangenen Jahr. Für 2010 erwartet die ILO einen weiteren Anstieg auf 8,9 Prozent. Besonders betroffen waren die USA und Spanien, wohingegen in Deutschland die Arbeitslosigkeit zwischen 2007 und 2009 sogar leicht rückläufig war.

"Wir müssen verhindern, dass eine wirtschaftliche Erholung ohne Erholung auf den Arbeitsmärkten stattfindet", sagte ILO-Generaldirektor Juan Somavia im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos. "Die gleiche politische Entschlossenheit, mit der Banken gerettet wurden, ist jetzt nötig, um Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen. Nötig dafür ist eine Abstimmung öffentlicher Politik und privater Investitionen."

Nicht nur die Arbeitslosenzahlen stiegen infolge der Krise. Die globalen Beschäftigungstrends der ILO zeigen auch, dass die Zahl der ungesichert Beschäftigten weltweit im vergangenen Jahr um bis zu 110 Millionen zunahm. Rund die Hälfte aller Beschäftigten auf der Welt arbeitet damit unter prekären Bedingungen, als Selbständige im informellen Sektor oder als Mithelfer in einem Familiengeschäft. Um bis zu 215 Millionen (7 Prozent) stieg demnach 2009 die Zahl der arbeitenden Armen, die mit einem Tagesverdienst von umgerechnet 1,25 Dollar oder weniger auskommen müssen. Um die Auswirkungen von Krisen auf das Leben so vieler Menschen abzufedern, ist die flächendeckende Einrichtung sozialer Schutzsysteme besonders wichtig.

Die ILO begrüßt, dass inzwischen viele Länder die arbeitsmarktpolitischen Empfehlungen des im Juni 2009 von den ILO-Mitgliedern angenommenen Globalen Beschäftigungspakts aufgegriffen haben, darunter eine aktive Arbeitsmarktpolitik, die Schaffung neuer Arbeitsplätze und intensive Aus- und Fortbildungsanstrengungen. Es wächst das Bewusstsein dafür, dass beständige Anstrengungen zur Überwindung der globalen Beschäftigungskrise unabdingbar sind. Der Pakt erfuhr inzwischen Unterstützung durch die G20 und die UN-Generalversammlung.