ILO at work: Bessere Arbeitsbedingungen für Hausangestellte mit Migrationshintergrund

Die Care Economy und insbesondere die Unterstützung im Haushalt werden immer wichtiger. Gleichzeitig sind Menschen, die in der privaten Haus- und Gartenarbeit, Pflege und Kinderbetreuung eingesetzt sind, aufgrund ihres oft informellen Status nicht ausreichend geschützt. Besonders betroffen: Frauen und migrantische Arbeitskräfte. Was tut die ILO, um die Situation von Hausangestellten zu verbessern?

Artikel | 28. Juni 2018
Weltweit gibt es mindestens 67 Millionen Hausangestellte – nicht eingerechnet die Kinder, die auch im Haushalt tätig sind. 20 Prozent aller Hausarbeiterinnen und Hausarbeiter haben einen Migrationshintergrund, Tendenz steigend. Zugleich handelt es sich um einen von Frauen dominierten Sektor: 80 Prozent aller Hausangestellten sind weiblich.

Doch trotz ihres wichtigen Beitrags zur Sicherung von familiären Aufgaben und damit der Gesellschaft insgesamt sind Hausangestellte in besonderer Weise gefährdet: Gerade sie sind gefährlichen Arbeitsbedingungen und prekären Rekrutierungsprozessen ausgesetzt, die teilweise zu schweren Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen führen.

Besonders dramatisch steht es um die Hausangestellten mit Migrationshintergrund, die in informellen Verhältnissen beschäftigt sind. Bei ihnen greifen das Arbeitsrecht und die damit verbundenen Schutzmechanismen nur bedingt. Häufig werden sie nicht ausreichend entlohnt und sind daher nicht gegen (Alters-) Armut und Krankheit abgesichert. Viele arbeiten ohne Arbeitsverträge, teilweise illegal, was sie besonders anfällig für Ausbeutung und Missbrauch macht. Denn aus Angst vor Abschiebung und dem Verlust ihres Arbeitsplatzes zeigen sie gewaltsame Übergriffe und Menschenrechtsverletzungen meist nicht an.

Wirksame Maßnahmen zum Schutz von Migrantinnen und Migranten in der Care Economy

Mit einer Reihe von Maßnahmen, die sich an Regierungen, Sozialpartner, aber auch die Arbeitskräfte selbst richten, hilft die ILO, die Situation von Hausangestellten mit Migrationshintergrund zu verbessern. Konkret geht es darum, sie in die Lage zu versetzen, für gute Arbeitsbedingungen einzutreten. Dies gelingt, indem

•    die ILO-Mitgliedstaaten zur Ratifizierung der Konvention 189 bewegt werden, damit für Hausangestellte die gleichen Arbeitsrechte gelten wie für andere Arbeitnehmergruppen (Ratifizierung in Deutschland 2013).
•    die Kooperation zwischen Entsende- und Aufnahmeländer intensiviert wird.
•    Care Worker (Pflege, Haushalt, Kindererziehung) mit Migrationshintergrund klare Rechte in den Rekrutierungsprozessen erhalten, um Korruption und Menschenhandel zu unterbinden.
•    die Arbeit von Hausangestellten aufgewertet und formalisiert wird, etwa durch Kompetenzaufbau in der Pflege und die Zertifizierung spezifischer Fähigkeiten.
•    Arbeitssuchende in ihrer Sprache beraten und aufgeklärt werden, zum Beispiel mit Broschüren. Dazu gehören auch Infomaterialien für Analphabetinnen und Analphabeten in Form von Bildern und Cartoons. 
•    Gewerkschaften in den Aufnahme- und Entsendeländern sensibilisiert werden, um betroffene Arbeiterinnen und Arbeiter zu unterstützen. Das gilt vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Im ILO-Projekt „Global Action Programme on Migrant Domestic Workers and Their Families“ wurden genau diese Maßnahmen von 2013 bis 2016 in fünf Hauptmigrationskorridoren durchgeführt: Ukraine-Polen, Lesotho/Simbabwe-Südafrika, Indonesien-Malaysia, Nepal-Libanon, und Paraguay-Argentinien. Das Projekt wurde finanziell unterstützt von der Europäischen Union und fand in Kooperation mit dem Internationalen Gewerkschaftsbund, der Internationalen Hausangestellten Föderation, UN Women und dem Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte statt.
Alle Ergebnisse des Projekts und konkrete Lösungsansätze sind gebündelt im Projektbericht zu finden.