ILO at work: Wie das Programm SCORE menschenwürdige Arbeit in Betrieben fördert

Mit SCORE wendet sich die ILO an kleine- und mittelständische Unternehmen (KMU) und unterstützt sie dabei, Arbeitsbedingungen in Betrieben zu verbessern und so menschenwürdige Arbeit entlang komplexer Lieferketten sicherzustellen. Wie sieht diese praktische Hilfe aus? Und wie können KMUs von SCORE profitieren?

Artikel | 27. August 2018
SCORE bietet Wettbewerbsvorteile

Sobald KMUs anfangen zu exportieren, ist dies oft mit einem riesigen Sprung ihrer Potenziale und Kompetenzen verbunden. Experten sprechen von einem „learning-by-exporting“-Effekt. Der Kontakt mit dem Weltmarkt eröffnet – positiv formuliert – die Möglichkeit von Veränderungen, zum Beispiel weil internationale Auftraggeber höhere Qualitätsstandards haben. Zudem sind gute Arbeitsbedingungen und die Erfüllung von Sozialstandards in der Fertigungskette für viele Unternehmen, ob Auftraggeber oder Zulieferer, ein wichtiges Kriterium für Wettbewerbsfähigkeit im nationalen und internationalen Handel.

Allerdings braucht es Zeit, bis lokale Zulieferer diese Anforderungen erfüllen können. Hier hilft das ILO-Programm SCORE („Sustaining Competitive and Responsible Enterprises“). Durch Training und Beratungsleistungen unterstützt SCORE KMUs, internationale Qualitäts- und Arbeitsstandards zu erreichen. SCORE sorgt mittelbar dafür, dass Unternehmen ihre Produktivität nachhaltig steigern und die Chancen des internationalen Handels besser für sich nutzen können.

Die Hauptbotschaft: Verbesserungen von Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Qualitäts- und Sozialstandards gehen mit einer Produktivitäts- und Effizienzsteigerung für Unternehmen einher.
Was leistet SCORE konkret für KMUs?

SCORE richtet sich an lokale Wirtschaftsverbände und Trainingszentren, die ihre Trainingsangebote direkt an KMUs richten. Das SCORE Training ist in drei Phasen (siehe Abb. 1) unterteilt.
  • Die erste Phase ist eine Bestandsaufnahme der vorherrschenden Produktionsmethoden und Arbeitsbedingungen im Betrieb. Dieser erste Kontakt hilft den Expertinnen und Experten, die spezifischen Herausforderungen des Betriebs zu verstehen.
  • Die zweite Phase umfasst eine zweitägige Schulung, um Produktion und Arbeitsbedingungen besser an die Bedürfnisse des Unternehmens anzupassen. Schwerpunkte können Themen wie Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, Produktivität durch saubere Produktionsmethoden, Qualitätsmanagement und Personalpolitik (siehe Abb. 2) sein. Ziel ist es, die Management- und Produktionssysteme innerhalb der Betriebe nachhaltig zu modernisieren.
  • Während der dritten Phase begleiten Expertinnen und Experten, häufig Industrieingenieure, direkt vor Ort die konkrete Umsetzung der gemeinsam beschlossenen Zielvorgaben. Nachdem ein Modul abgeschlossen wurde, können Unternehmen je nach Bedarf an weiteren Modulen teilnehmen.

Während des gesamten Trainingsprozesses sind Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite miteinbezogen. Als zusätzlichen Anreiz, um Verbesserungen zu erzielen, bietet SCORE den Unternehmen die Möglichkeit, durch gegenseitige Besuche Best Practices auszutauschen und so voneinander zu lernen.

Abb. 1:
© ILO-Enterprises (2018), „The SCORE Training Process“, ILO, Genf.
 
Abb. 2:
© ILO-Enterprises (2018), „The SCORE Training Process“, ILO, Genf.
 

Das Ergebnis: Seit 2010 haben etwa 1.400 Unternehmen aus Afrika, Asien und Lateinamerika mit mehr als 200.000 Beschäftigten am SCORE-Programm teilgenommen. Mehr als 7.000 Führungskräfte und Mitarbeitende haben die Trainings- und Schulungsangebote durchlaufen. Dabei wurden über 4.000 Fabrikbesuche durchgeführt.

Welche Vorteile ergeben sich für Unternehmen?

Viele Unternehmen schätzen die garantierte Qualität und den praktischen Nutzen von SCORE, das in mehr als 12 Ländern angeboten wird, einen guten Ruf hat und von internationalen Expertinnen und Experten ständig weiterentwickelt wird. Zahlreiche Betriebe konnten durch die Schulungen ihre Arbeitsbedingungen spürbar verbessern. Andere nutzen SCORE zunächst als "Schnupperkurs“, um besser zu verstehen, welche Beratungsleistungen es gibt und wie das eigene Unternehmen am besten davon profitieren kann.


Erfolgsgeschichte: SCORE in Indonesien

Ein Beispiel aus Indonesien zeigt, welche positiven Ergebnisse Unternehmen mit SCORE erreichen können. Bei einem Automobilzulieferer herrschten äußerst kritische Zustände: mangelhafter Arbeitsschutz, schlechte Bezahlung, chaotische Produktion, Arbeiterinnen und Arbeiter, die auf dem Fabrikboden saßen. Hier war es der Auftraggeber, ein großer Automobilhersteller, der Druck auf seinen Zulieferer in puncto Arbeitsbedingungen ausübte.
Mit Hilfe von SCORE konnten innerhalb kürzester Zeit deutliche Verbesserungen erzielt werden. Die Führungskräfte zeigten Engagement, die Fabrik zog um und wuchs innerhalb von zwei Jahren zu einem mittelständischen Betrieb, von 50 auf 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mittlerweile produziert das Unternehmen nicht mehr Ersatzteile, sondern ganze Autoteile für seinen Auftraggeber. Fazit: Es hat sich für die Beschäftigten und die Firma ausgezahlt, Organisationsstrukturen unter die Lupe zu nehmen und Veränderungen durchzusetzen.